Cali NTE
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Erfahrungsbeschreibung:
Vor diesem Erlebnis hatte ich schon einmal
eine außerkörperliche Erfahrung als Teenager gehabt. Mein sehr weltlich
orientierter Vater hat mir in dieser Zeit ebenfalls von einer außerkörperlichen
Erfahrung erzählt, die er auf einer Konferenz hatte, während er eine Rede hielt.
Unsere Erfahrungen wiesen einige interessante Ähnlichkeiten auf: Wir beide
hatten den Versuch unternommen, die Situation zu testen und waren imstande
gewesen Details wahrzunehmen, die für uns vom körperlichen Standpunkt aus nicht
sichtbar gewesen wären. Später, als unsere Erfahrungen zu Ende waren und wir
"zurückgekehrt" sind, wurden uns diese Details bestätigt. Meine Nahtoderfahrung
verlief allerdings etwas anders.
Ich war im Krankenwagen, aber ich erinnere
mich nicht daran, auf meinen Körper im 360-Grad-Modus herabgesehen zu haben, wie
in meiner außerkörperlichen Erfahrung. Stattdessen befand ich mich an einem Ort,
der seltsam detailos war, aber dennoch keine Leere. Meine Mutter war dort, die
gestorben war, als ich Mitte zwanzig war. Wir saßen zusammen, auch wenn ich mich
nicht an irgendwelche Möbel erinnern kann. Es war licht dort, aber nicht der
helle Tunnel, von dem andere Leute berichten. Sie trug ein Kleid, das sie oft
während ihrer letzten Lebensjahre getragen hatte, aber sie war nicht mehr so
dünn und sah auch nicht mehr krank aus. Wir unterhielten uns und sie beruhigte
mich und gab mir einige Ratschläge. Vor ihrem Tod hatten wir verabredet, dass
sie mir bei so einer Gelegenheit etwas erzählen würde, was ich ansonsten nicht
wissen konnte. Etwas, das sich im Nachhinein verifizieren ließ. Aber das tat sie
nicht. Während des Erlebnisses wusste ich, dass ich gestorben war oder im
Begriff war zu sterben oder mich zumindest in Lebensgefahr befand, aber ich
fühlte keine starke Emotion bei diesem Gedanken. Ich empfand eine Art
distanzierter Verwirrung, obgleich ich sehr froh war, meine Mutter zu sehen.
Als ich wieder zu mir gekommen war, nachdem
ich eine Glukoseinfusion erhalten hatte, sprach ich als erstes den Sanitäter an
und fragte ihn: "Wo bin ich gewesen?" Er sah mich mit einer etwas unbehaglichen,
vielleicht sogar ängstlicher Miene an und sagte: "Ma'am, ich versichere Ihnen,
dass Sie diesen Wagen nicht verlassen haben." Ich denke, er hatte gleichzeitig
recht und unrecht. In der Notaufnahme hatte ich dann Schwierigkeiten, mich an
meinen Namen zu erinnern und beantwortete die Frage der Krankenschwester, ob ich
eine Schwester mit Namen N____ hätte, mit "Ja". Ich sagte "Ja", obwohl meine
Schwester gar nicht so heißt. Ich war zwar in der Lage, alle anderen
Orientierungsfragen richtig zu beantworten, aber Namen sind mir irgendwie
entschwunden.
Während meiner Nahtoderfahrung war ich viel
wachsamer als sonst. Als Kind zweier Wissenschaftler versuchte ich natürlich im
Nachhinein zu schlussfolgern, ob ich tatsächlich mit meiner verstorbenen Mutter
gesprochen hatte. Sie hatte mir keine Informationen übermittelt, die ich bisher
nicht gekannt hatte. Nichts, was sie getan hatte, hatte mich überrascht. Ich kam
zu dem Schluss, dass ich wahrscheinlich nicht mit meiner tatsächlichen Mutter
gesprochen hatte, sondern lediglich mit einemTeil von ihr, den ich
internalisiert hatte.
Ich denke aber immer noch, dass es real war
und keine Halluzination. Als Kind hatte ich bei hohem Fieber Halluzinationen.
Doch diesem Ereignis haftete nicht das gleiche albtraumhafte Gefühl an, und es
hatte auch nicht diese intensiven Farben und Formen meiner kindlichen Erfahrung.
Ich wüsste immer noch gerne, wo ich tatsächlich gewesen bin. Ich weiß nur, dass
es nicht hier war. Ich fühlte mich dort gelassen, aber nicht euphorisch. Ein
Katholik würde wahrscheinlich sagen, dass ich im Limbus gewesen bin oder im
Fegefeuer. Möglich wäre es. Als Kind besuchten wir nicht regelmäßig die Kirche,
weil meine Eltern andere Überzeugungen hatten.
Das Seltsamste an der ganzen Geschichte war
wohl, dass ich mich schon kurz nach meiner Genesung nicht mehr daran erinnern
konnte, worüber meine Mutter und ich gesprochen haben. Auch heute kann mich
nicht mehr daran erinnern. Ich könnte ja verstehen, wenn es mit dem
Insulinschock zusammenhängen würde, aber das Vergessen kam nicht sofort. Ich
konnte mich noch Tage und Wochen später daran erinnern, als ich herauszufinden
suchte, ob es wirklich stattgefunden hatte oder nicht.
Hintergrundinformationen:
Geschlecht:
Weiblich
Datum an dem die NTE stattfand:
So vor 7 oder 8 Jahren
Gab es zum Zeitpunkt Ihrer Erfahrung ein
damit zusammenhängendes lebensbedrohliches Ereignis?
Ja, ich war bewusstlos und in Schock,
Tachykardie (Herzrasen) und Insulinschock
NTE Elemente:
Wie betrachten Sie den Inhalt Ihrer
Erfahrung? Gleichzeitig angenehm UND
beunruhigend
Fühlten Sie sich von Ihrem Körper getrennt?
Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht
habe ich den Krankenwagen kurzzeitig aus einer ungewöhlichen Perspektive
gesehen, aber ich kann mich nicht daran erinnern. Zu diesem Zeitpunkt habe ich
gerade mein Bewusstsein verloren. Im nächsten Moment habe ich mich dann schon an
dem jenseitigen Ort wahrgenommen.
Ich verlor die Wahrnehmung meines Körpers
Wie war Ihre höchste Ebene von Bewusstheit
und Wachheit während Ihrer Erfahrung, im Vergleich mit Ihrer Bewusstheit und
Wachheit im Alltag?
Normales Bewusstsein und normale Wachheit.
Ich war mir meiner Umgebung bewusst, war in der Lage, eine Unterhaltung zu
führen, und ich erkannte meine Mutter wieder. Ich kann mich allerdings nicht an
irgendwelche Details an diesem Ort erinnern. Wenn es überhaupt ein Ort war. Ich
empfand auch keine Emotionen, die ich im normalen Bewusstseinszustand sicher
empfunden hätte. Ich fühlte keine Panik. Ich hatte keine starken Emotionen. Als
ich meine Mutter sah, empfand ich zwar Freude, aber kein überströmendes Gefühl,
wie sehr ich sie vermisse, mit dem ich ihr begegnen würde, wenn sie jetzt - im
meinem normalen Bewusstseinszustand - mein Zimmer betreten sollte.
Zu welchem Zeitpunkt während der Erfahrung
erlebten Sie die höchste Ebene von Bewusstheit und Wachheit?
Ich war am wachsten, als ich mich mit meiner Mutter an diesem seltsam
undetaillierten Ort unterhalten habe.
Erhöhte sich die Geschwindigkeit Ihres
Denkens?
Nein
Schien die Zeit sich zu beschleunigen oder zu verlangsamen? Alles schien gleichzeitig zu passieren; oder die Zeit blieb stehen oder
verlor jede Bedeutung. Ich erinnere mich nicht daran, mir überhaupt Gedanken über Zeit
gemacht zu haben, aber die Konversation schien im normalen Tempo zu verlaufen.
Als ich wieder zu mir kam, fiel mir auf, dass wir uns länger unterhalten hatten,
als ich bewusstlos gewesen war.
Waren Ihre Sinne lebhafter als gewöhnlich?
Nein
Hat sich Ihr Sehen auf irgendeine Weise vom
normalen Sehen unterschieden?
Während der Erfahrung schien mein Sichtfeld nicht besonders viel Tiefe
aufzuweisen. Es war fokussiert auf meine Mutter und mich. Mein Sehvermögen wäre
kurz zuvor mit einem Betrunkenen vergleichbar gewesen. Das ist das beste
Bild, mit dem ich einen Insulinschock vergleichen kann. Manchmal dreht sich
alles. Ich kann mich nicht erinnern, ob es diesmal genauso war; jedenfalls geht
ein Insulinschock oft mit einem desorientierten Blick einher.
Hat sich Ihr Gehör auf irgendeine Weise von
Ihrem normalen Gehör unterschieden?
Mir sind keine Umgebungsgeräusche
aufgefallen. Auch an meiner Stimme oder der meiner Mutter habe ich nichts
Außergewöhnliches bemerkt. Falls unsere Kleidung geraschelt haben sollte, habe
ich es nicht wahrgenommen. Wenn sie nicht geraschelt hat, habe ich auch nichts
bemerkt.
Schienen Sie Dinge zu bemerken, die sich an
einem anderen Ort zutrugen?
Nein
Gingen Sie in einen Tunnel hinein oder
durch einen Tunnel hindurch?
Ich bin mir nicht sicher. Falls ja, muss es
kurz und unbedeutend für mich gewesen sein. Ich erinnere mich nicht an einen
Tunnel oder ein Licht. Allerdings kann ich mich nicht klar an den Übergang vom
Krankenwagen zur Begegnung mit meiner Mutter erinnern.
Begegneten Sie irgendwelchen (lebenden)
oder verstorbenen Wesen, oder nahmen Sie sie wahr?
Ja, ich hatte eine Unterhaltung mit meiner
Mutter, die vor vielen Jahre gestorben ist. Mir war bewusst, dass sie
gestorben war. Während des Erlebnisses nahm ich an, dass es meine Mutter war,
nur an einem anderen Ort, aber später zweifelte ich daran. Siehe oben.
Sahen Sie ein strahlendes Licht, oder
fühlten Sie sich davon umgeben?
Nein
Sahen Sie ein nicht irdisches Licht?
Unsicher. Ich erinnere mich daran, dass es
dort hell war, aber ich weiß nicht, ob es dort Wände gab. Es fühlte sich an, als
wären wir irgendwo drinnen in gewisser Weise, aber nicht unbedingt an einem
physischen Ort. Allerdings schienen unsere Körper leiblich zu sein.
Schienen Sie in eine andere, nicht irdische
Welt einzutreten?
Ein unbekannter und sonderbarer Ort
Welche Emotionen verspürten Sie während der
Erfahrung?
Ich habe meine Mutter sehr vermisst, daher
war ich sehr froh, sie zu sehen. Aber ich habe das Gefühl, als wären meine
Emotionen ein wenig gedämpft gewesen. Wenn dieses Treffen mit meiner lang
verstorbenen Mutter in dieser Realität - in der wir die meiste Zeit leben -
stattgefunden hätte, hätte ich ein massives Gefühl von Erleichterung und Liebe
empfunden. Aber auch große Angst, Zweifel und Sorge, dass ich vielleicht
verrückt werde und dass etwas nicht stimmt oder falschläuft.
Hatten Sie ein Gefühl von Frieden oder
Wohlgefühl?
Erleichterung oder Ruhe
Hatten Sie ein Gefühl von Freude?
Ein Glücksgefühl
Hatten Sie ein Empfinden von Einheit oder
Harmonie mit dem Universum?
Ich fühlte mich nicht länger im Konflikt
mit der Natur
Schienen Sie plötzlich alles zu verstehen?
Nein
Erlebten Sie Szenen aus Ihrer
Vergangenheit?
Nein
Erlebten Sie Szenen aus der Zukunft?
Nein
Erreichten Sie eine Begrenzung oder eine
begrenzende physische Struktur?
Nein
Kamen Sie an eine Grenze oder an einen
Punkt ohne Wiederkehr?
Nein
Gott, Spiritualität und Religion:
Welche Religion hatten Sie vor Ihrer
Erfahrung?
Unsicher
Haben sich Ihre religiösen Praktiken seit
Ihrer Erfahrung verändert?
Ja. Davor habe ich immer zu Gott gebetet
und ihn gebeten, nach meiner Mutter zu schauen und ihr zu sagen, dass ich sie
liebe. Heute bitte ich Gott nicht mehr, das für meine Eltern zu tun. Falls es
ein Nachleben gibt, in dem wir andauern, bin ich mir sicher, dass sie es wissen.
Falls nicht, ist es zu spät, Ihn darum zu bitten.
Welche Religion haben Sie jetzt?
Eine andere bzw. veschiedene
Glaubensrichtungen. Ich gehöre der Episkopalkirche an, allerdings glaube ich,
dass Gott die ganze Welt umspannt und durchdringt und größer ist als die Welt.
Enthielt Ihre Erfahrung Merkmale die mir
Ihren irdischen Überzeugungen übereinstimmten? Inhalte
die beides waren - übereinstimmend und nicht übereinstimmend mit den
Überzeugungen, die ich zum Zeitpunkt meiner Erfahrung hatte. Es könnte sein,
dass es sich um den Ort, an dem ich gewesen bin, um den Limbus gehandelt hat.
Und davor habe ich mich nie mit der Möglichkeit eines Limbus oder Fegefeuers
auseinandergesetzt. Ich hatte schon vorher das Gefühl, dass meine Mutter nicht
bis zum Weltende im Schlafzustand verharren würde. Wenn sie es also tatsächlich
war, wäre das eine Bestätigung meiner Vermutung. Ich glaube auch, dass es sein
könnte, dass unsere physische Welt genauso wenig "konkret" sein könnte wie der
Ort, den ich besucht habe. Das hört sich vielleicht irgendwie Buddhistisch oder
"Östlich" an, steht aber, soweit ich weiß, nicht in Konflikt mit der Bibel.
Gab es Veränderungen in Ihren Überzeugungen
und Werten wegen Ihrer Erfahrung?
Unsicher. Es ist mir bewusst geworden, dass es eine schreckliche Sache ist, wenn
Menschen sich unnötigerweise aufgrund von Streitigkeiten oder
Meinungsverschiedenheiten einander entfremden oder getrennte Wege gehen. Mein
Vater und ich sind nicht gut miteinander ausgekommen, bis wir am Ende seines
Lebens miteinander Frieden geschlossen haben. Ich denke, wenn ich ihn
wiedersehe, wird es ähnlich sein wie bei meiner Mutter. Ich werde mir unsicher
sein, ob er es tatsächlich ist. Ich werde wohl nicht die gleichen starken
Gefühle empfinden, wie wenn ich ihn jetzt umarmen könnte. Ich fürchte, dass
leidenschaftliche Gefühle eher zur physischen Welt gehören und wir nach dem Tod
ausschließlich zu Agape (göttlicher Liebe) fähig sind.
Meim Ehemann hat mich verlassen und ist
zurück in sein Heimatland gegangen. Ich versuche ständig, mit ihm in Kontakt zu
bleiben und ihm nah zu sein, aber er weist meine Bemühungen zurück. Er ist älter
als ich.
Wenn ich ihn überlebe, werde ich dann an all die Tage denken, die wir
zusammen hätten verbringen können? Wenn ich ihn wiedersehe, nachdem einer von
uns gestorben ist, werde ich ihn immer noch auf romantische Weise lieben? Der
Gedanke beunruhigt mich. Ich denke diese Erfahrung, meiner Mutter
wiederzubegegnen und das Gefühl zu haben, dass sie es vielleicht gar nicht
wirklich war, sondern nur eine Projektion meiner Erinnerung, hat meine negative
Haltung gegenüber Scheidungen noch verstärkt. Ich habe keine Gewissheit, ob wir
unsere Lieben auf der anderen Seite wiedersehen oder ob wir als Individuen
weiterexistieren oder Liebe erfahren wie zwischen Familienmitgliedern und
Freuden auf der Erde. Das ist mir aber wichtig. Ich wünschte, ich könnte hier
und jetzt mehr mit Menschen in Kontakt treten.
Schienen Sie einem mystischen Wesen oder
einer Präsenz zu begegnen, oder hörten Sie eine nicht identifizierbare Stimme?
Ich begegnete eindeutig einem Wesen oder
einer Stimme, das/die klar aus einer mystischen oder nicht irdischen Quelle
stammte.
Sahen Sie verstorbene oder religiöse
Geister? Ja,
das habe ich.
Begegneten oder bemerkten Sie irgendwelche
Wesen, die vormals auf der Erde lebten und die namentlich in Religionen
beschrieben werden (z.B.: Jesus, Mohammed, Buddha usw.)?
Unsicher. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht
sicher, wem oder was ich begegnet bin. Ich dachte damals, ich würde mich mit
meiner Mutter unterhalten, doch später glaubte ich eher, ich hätte mit einer
Projektion meiner Erinnerung gesprochen oder mit einem spirituellen Wesen, das
ihre Erscheinung angenommen hatte oder so ähnlich. Meine Mutter war
Wissenschaftlerin und eine sehr log (...)
Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung
Informationen über eine Existenz vor der sterblichen Existenz?
Nein
Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung
Informationen eine universale Verbundenheit oder Einheit?
Unsicher. Wenn ich tatsächlich mit meiner
verstorbenen Mutter gesprochen habe, lässt sich daraus schließen, dass uns ein
mystisches Band mit den Verstorbenen verbindet, genauso wie mit Menschen, die
uns erst in der Zukunft begegnen werden. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass
Zeit nur eine Illusion ist und die Welt nicht das ist, wofür wir sie (halten).
Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung
Informationen über die Existenz Gottes?
Unsicher. Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und bete
jeden Tag. Und manchmal, an ganz gewöhnlichen Tagen, da wird mir plötzlich
bewusster, dass Gott jetzt und überall präsent ist. Ich denke nicht, dass dieses
Gefühl während meines Erlebnisses verschwand, kann mich aber auch nicht daran
erinnern, dass es dort verstärkt wurde. Ich würde aber auch nicht sagen, dass
ich dass Gefühl hatte, dass Gott nicht existiert. Auf keinen Fall. Ich fühle
mich komisch und sogar ein bisschen schlecht zuzugeben, dass ich nur darauf
fokussiert war, meine Mutter wiederzusehen. Ihr Tod war ein sehr traumatisches
Erlebnis für mich. Ich war damals eine junge Frau und ich war diejenige, die die
Entscheidung treffen musste, sie nicht zu reanimieren. Ich hinterfrage immer
noch meine Wahl von damals, obwohl ich weiß, dass wir sie nicht hätten
zurückbringen können. Ich wusste, dass sie gestorben war. Wir wussten es alle
... Aber es war so schwer, sie gehen zu lassen.
Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung
besonderes Wissen oder Informationen über Ihre Bestimmung/Ihr Ziel?
Nein
Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung
Informationen über den Sinn des Lebens? Ich bin mir nicht sicher. Wir sprachen über
das Leben und seinen Sinn, aber das taten wir auch oft, als sie noch am Leben
war. Das Seltsame ist, dass ich wenige Wochen nach dem Ereignis vergaß, worüber
wir gesprochen hatten. Ich denke, so unaufgeregt wie (...)
Glauben Sie nach Ihrer Erfahrung an ein
jenseitiges Leben? Unsicher. Aufgrund von anderen Erfahrungen,
die jedoch nichts mit meiner Nahtoderfahrung zu tun haben, glaube ich: Ja, das
gibt es. Allerdings glaube ich nicht, dass es wirklich meine verstorbene Mutter
war, mit der ich gesprochen habe. Wenn sie es aber doch war, dann verhielt sie
sich mehr wie eine projezierte Erinnerung. Ich (...)
Erhielten Sie Informationen wie wir unsere
Leben leben sollen? Unsicher. Ich war nur darauf fixiert,
wieder mit meiner Mutter zu sprechen. Ich hatte eine Art fokussierter
Wahrnehmung. Ich würde gerne wissen, ob das typisch ist für die außerkörperliche
Wahrnehmung. Ich frage mich, ob es möglich wäre, diese Art der Wahrnehmung zu
erlernen, wenn wir uns in unserem Normalzustand befinden. Und falls ja, dann
damit bestimmte Dinge besser ausführen zu können, wie z.B. Musik oder
chirurgische Eingriffe - ohne irgend eine Ablenkung.
Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung
Informationen betreffend die Schwierigkeiten, Herausforderungen und Nöte des
Lebens? Ich bin mir nicht sicher. Ich wünschte, ich
hätte diese Informationen nicht vergessen oder möglicherweise ausgeblockt.
Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung
Informationen über Liebe? Ja. Ich erinnerte mich daran, wie sehr ich
meine Mutter liebe, und ich denke, dass hat sie für mich aus der Vergangenheit
geholt. Genauso wie andere Menschen in meinem Leben, die bereits gestorben sind.
Heute ist mir nur noch ein Familienmitglied geblieben und bin ich ans Haus
gebunden, so dass ich Freunde und sogar Ärzte nur sehr selten sehe. Allerdings
kann ich nicht sagen (...)
Welche Veränderungen traten in Ihrem Leben
auf nach Ihrer NTE?
Unsicher Ich habe mich dem Studium des Deismus
zugeneigt und es hat mich wohl ein wenig mehr in diese Richtung geschoben. Ich
glaube an das Göttliche, obwohl ich denke, dass ich es nicht begreifen kann. Für
gewöhnlich habe ich nicht das Gefühl zu wissen, was Gott von mir möchte. Ich
versuche Seinen Schafen zu helfen, wo ich kann. Ich wünschte, ich hätte mehr
getan. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich ein besserer Mensch geworden
bin. Aber ich schäme mich einzugestehen, dass ich nicht glaube, dass es so ist.
Ich bin mir aber wahrscheinlich jetzt bewusster als zuvor, dass ich es tun
sollte.
Haben sich Ihre Beziehungen spezifisch verändert wegen Ihrer Erfahrung? Ja. Von meiner Seite aus bemühe ich mich
mehr, die zerrüttete Beziehung zu meinem Ehemann zu verbessern, aber er geht
nicht wirklich darauf ein. Ich versuche einen Weg zu finden, mich noch besser
anzustellen. Ich versuche außerdem, anderen Menschen leichter zu vergeben. Und
dafür bete ich.
Nach der NTE:
War die Erfahrung schwierig mit Worten
auszudrücken?
Nein Es ist gar nicht schwer, es zu erklären.
Das wirklich Schwierige daran ist, mich durch die Veröffentlichung der
Geschichte vielleicht der Lächerlichkeit preiszugeben. Es ist ja keine wirklich
dramatische Geschichte. Sie hat nicht mein Leben gerettet. Mir wurde keine
Heilung für meine Krankheit offenbart. Mir wurde kein verborgener Schatz gezeigt
oder ein zukünftiges Baby, das noch nicht geboren ist. Dies ist eigentlich der
Grund warum ich glaube, dass es keine Halluzination gewesen ist. Weil es keines
meiner größten Ängste oder Wünsche erfüllt hat. Aber es half mir, etwas weniger
ängstlich zu sein.
Wie genau erinnern Sie sich an die
Erfahrung im Vergleich zu anderen Lebensereignissen die um dieselbe Zeit
stattfanden? Ich weiß nicht, wie die Erinnerung an diese
Erfahrung sich im Vergleich zu meinen anderen Lebensereignissen verhält, die um
dieselbe Zeit stattfanden. Zuerst habe ich mich sehr detailliert daran erinnert,
aber die Einzelheiten sind mit der Zeit verblasst. Ich vermute, dass mein
Gesundheitszustand dazu beigetragen hat und ich gestehe, dass ich das Ereignis
wohl auch aus bestimmten Gründen verdrängt habe. Es könnte auch sein, dass es
mir nicht bestimmt war, mich daran zu erinnern bis (...)
Haben Sie irgendwelche übersinnliche,
außergewöhnliche oder andere besondere Gaben nach ihrer Erfahrung, die Sie vor
Ihrer Erfahrung nicht hatten? Unsicher. Als Kind wusste ich manchmal,
dass Dinge geschehen würden, bevor sie eintraten. Ich holte mal ein Wundpflaster
hervor, als meine Mutter sich den Finger am Auto geschnitten hatte. Ich hatte in
der Nacht zuvor davon geträumt und daraufhin ein Pflaster gekauft. Auch während
meiner Highschool-Zeit und auf dem College geschahen solche Dinge, aber nicht
mehr so oft. Und dann verlor ich es. Nach dem Nahtoderlebnis scheint es wieder
etwas aufzuleben. Ich glaube aber nicht, dass es unmittelbar damit zusammenhängt,
sondern eher Ausdruck einer grundsätzlichen spirituellen Veränderung in mir ist.
Gibt es einen Teil oder mehrere Teile Ihrer
Erfahrung, die für Sie besonders bedeutsam oder signifikant sind? Meine Mutter trug das Kleid, dass ich ihr
für ihre Beerdigung ausgesucht hatte. Es war nicht ihr feinstes Kleid. Es war
nicht ihr neuestes Kleid. Es sah schon ein wenig getragen aus, aber sie hat es
so oft angezogen. Vorausgesetzt, sie war es tatsächlich und sie hat dieses Kleid
bewusst gewählt, bin ich tief berührt.
Haben Sie diese Erfahrung jemals anderen
mitgeteilt? Ja. Ich habe meinem Verlobten und meiner
Schwester gleich davon erzählt. Mein Verlobter ist Atheist, also war er sehr
höflich und machte sich nicht über mich lustig. Meine Schwester hat mir geglaubt,
dass ich es erlebt habe. Aber ich denke, sie war genauso unsicher wie ich, ob es
tatsächlich meine Mutter gewesen ist. Als ich etwa ein Jahr danach einem
jüdischen Freund davon erzählte, meinte er, er glaube, dass sie es wirklich
gewesen ist und dass ich nicht mit Logik an Wunder herangehen sollte. Meine
Schwester und mein Freund glauben weiterhin fest daran. Mein getrennt lebender
Ehemann nennt mittlerweile alle religiösen Menschen verrückt. Ich bin mir nicht
sicher, ob mein Erlebnis nicht vielleicht zu seiner wachsenden Geringschätzung
beigetragen hat. So lange ich ihn kenne, war er nie religiös, aber es scheint
fast so, als würde ihn jedes Bekenntnis zu einem abrahamistisch-mystischen
Erlebnis noch wütender machen.
Hatten Sie vor Ihrer Erfahrung irgendein
Wissen über Nah-Tod-Erfahrungen (NTE)? Ja. Als ich ein Kind war, besaß meine
Mutter ein Buch über Nahtoderfahrungen. Sie war Biochemikerin und daran
interessiert, was in biologischer Hinsicht dabei passiert, aber das Buch
beschäftigte sich nicht sonderlich damit. Es war ein bißchen wie diese Webseite
und enthielt Erfahrungsberichte anderer Menschen. Ich las darin von dem Tunnel,
aber ich habe persönlich nie einen gesehen. Ich möchte aber die Erfahrung von
anderen nicht abwerten, die einen solchen gesehen haben.
Wie beurteilten Sie die Realität Ihrer
Erfahrung kurz nachdem sie stattfand (Tage oder Wochen)? Erfahrung war wahrscheinlich nicht real.
Ich hatte angefangen zu hinterfragen, ob ich meiner Mutter tatsächlich begegnet
bin und war mir ziemlich sicher, dass es wohl eher wie ein Traum gewesen ist. Es
kam von mir, nicht von ihr. Auf der anderen Seite kann ich nicht leugnen, dass
ich bei Bewusstsein war, als mein Gehirn eigentlich aufgrund meines physischen
Zustands dazu nicht in der Lage gewesen sein sollte.
Wie beurteilen Sie die Realität Ihrer Erfahrung jetzt? Erfahrung war wahrscheinlich real. Jetzt
glaube ich, dass es auf symbolische Weise "real" war. Allerdings begreife ich es
nicht wirklich und werde wahrscheinlich den Rest meines Lebens versuchen, es zu
verstehen.
Hat irgendwann in Ihrem Leben irgendetwas
je einen Teil der Erfahrung reproduziert? Ja. Ich hatte einmal eine außerkörperliche
Erfahrung und währenddessen war ich mir bewusst, dass ich die Dinge von einer
anderen Perspektive aus betrachten konnte, als die mir sonst übliche. Das ist
aber viele Jahre vor dem Ereignis mit meiner Mutter passiert. Allerdings war es
etwas ganz Anderes. Ich denke, dass es sich bei diesen Ereignissen um zwei
verschiedene Phänomene handelt, die - was mich betrifft - lediglich den
Aspekt einer leichten emotionalen Distanz teilen.
Gibt es irgendetwas Anderes betreffend Ihre
Erfahrung, das Sie hinzufügen möchten? Das Erlebnis war eines von denen, die mir
geholfen haben zu akzeptieren, dass ich nicht alles wissen kann. Es hat die
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich zugebe, etwas nicht zu verstehen, auch wenn
viele glauben, dass die Bibel alles erklären kann, wenn du nur lange genug darin
studierst. Ich frage mich sogar, ob ich es nach meinem Tod begreifen werde.
Vielleicht sind wir zu klein und Gott und die Wirklichkeit zu groß, um sie
wirklich zu begreifen.