Charles E NTE
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Erfahrungsbeschreibung:
Ich bin ein Arthur
Bell Fan (Arthur
W. Bell war ein Radiomoderator und machte eine Talk-Sendung, die sich
vorzugsweise übersinnlichen oder populär-philosophischen Themen widmete. Anm.
des Übersetzers)
und höre immer zu, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin - und das ist jede Woche
der Fall. Ich finde die Show einfach gut. Man ist einfach nur Gast.
Sie veranlaßte mich,
über meine Nahtodeserfahrung nachzudenken. Keine beängstigende Erfahrung, ganz
im Gegenteil. Durch sie merkte ich, dass wir keine Menschen sind, die vielleicht
mal eine spirituelle Erfahrung machen, nein, wie sind spirituelle Wesen, die
eine menschliche Erfahrung machen…
Im Juni 1992 war ich
20 Jahre lang verheiratet. Ich hatte meine große Liebe aus der High-School
geheiratet. Ich liebte sie wirklich sehr. Na ja, man sagt: Liebe macht blind.
Ich weiß zwar nicht, wer "man" ist, aber das ist wirklich wahr. Ich hatte ja
keine Ahnung, dass sich meine Frau damals im Vorfeld einer multiplen
Persönlichkeitsstörung befand. Verursacht durch frühkindliche Erfahrungen, mit
denen sie sich niemals aktiv auseinandergesetzt hatte.
Irgendwann fühlte ich mich dadurch so ausgelaugt und am Ende, dass es mir
wirklich schlecht ging. Ich liebte sie aber so sehr, dass mir das gar nicht so
richtig klar wurde.
Es war eine furchtbar
stressige Zeit; ich war auch ganz unfähig, ihr Verhalten ihrer Störung
zuzuschreiben. Stattdessen machte ich mich selber für alles verantwortlich, was
schief ging. Schließlich dachte ich, alle Beteiligte - meine Frau und meine
beiden Töchter - wären am Ende besser ohne mich dran. Ich konnte alles einfach
nicht mehr ertragen, und begann, zu Gott zu beten. Ich flehte ihn an, mich von
dieser Hölle zu befreien. Und mir die Freiheit des Todes zu gewähren, die
Christus ja in seiner Lehre versprochen hatte. Haben Sie mal von dem alten
Sprichwort "sei vorsichtig um was du bittest, denn deiner Bitte könnte
entsprochen werden" gehört? In meinem Fall war es genau so. Er brauchte nur
3 Monate, um zu antworten…
Eines Abends kam ich
nach Hause und hatte nach dem Essen furchtbare Herzschmerzen. Meine älteste
Tochter, damals 14 Jahre alt, fand mich viel zu blass und bestand darauf, dass
ich ins Krankenhaus fuhr! Meine Frau stimmte sogleich ein, daran kann ich mich
gut erinnern. Ich wollte aber lieber ins Bett gehen und mich von meiner Frau um
7:00 Uhr morgens wecken lassen. Am nächsten Morgen, als meine Frau sich gerade
für die Arbeit zurechtmachen wollte, merkte ich recht bald, dass ich zu Hause
heute wohl weder Schlaf finden würde, noch mich für die Reise anderentags
vorbereiten konnte. Es sei denn, ich würde ihnen erlauben, mich zur Notaufnahme
zu fahren, um mich dort einmal durchchecken zu lassen!
Also stand ich spät
am selben Abend in der Notaufnahme, und der Arzt erklärte mir, dass er einige
Untersuchungen mit mir vorhätte - allerdings erst morgen. Das ginge aber nicht,
sagte ich. Ich müsste morgen geschäftlich fort und im Übrigen ginge es mir gut.
Na gut, schließlich war ich ausgezählt - und fügte mich.
Ich kam dann auf ein
Einzelzimmer, da war es gerade so 1:00 Uhr nachts. Ich dachte an den nächsten
Morgen: mir stand die ganze Untersuchungsprozedur ziemlich bevor. Um mich
abzulenken, schaltete ich den Fernseher ein. Um 3:00 kam die Oberschwester und
gab mir einen ziemlichen Einlauf, dass ich noch wach wäre. Den Fernseher
schaltete sie mir auch ab, nebenbei mitteilend, dass ich morgen ziemlich früh
dran wäre und gut daran täte, zu schlafen. Sie schloss mich dann ans
Herzüberwachungsgerät an: man hätte zwar viel zu tun, wollte aber nichts
übersehen, deshalb das Gerät.
Bevor sie alle
Lichter ausmachte, ermahnte sie mich noch, einzuschlafen. Ok, also dann,
Schlafen ist angesagt. Ich wußte, ich war der beste Kandidat für Burnout, sowohl
geistig als auch körperlich, und ich wußte auch, dass das auch andere wußten.
Ich war Christ und
methodistisch erzogen. Aber ich hatte nichts gelesen, was mich im mindesten auf
diese Reise vorbereitet hätte. Da gab es nur meine spirituelle Überzeugung.
Im Schlaf wurde ich
in ein unglaublich helles weißes Licht eingehüllt. Zuerst dachte ich daran,
meine Augen zu schützen, aber bald merkte ich, dass das kein normales Licht war.
Tatsächlich gibt es überhaupt keine menschlichen Begriffe dafür, für dieses
Gefühl der Wärme, des Dazugehörens, des Friedens und besonders der Liebe. Mir
fällt der Begriff "Euphorie" ein, aber dieser Begriff ist viel zu schwach. Auch
das Wort "Liebe" passt nicht. Und zwar deshalb nicht, weil wir zu wissen
glauben, was Liebe ist. Wie z. B. die Liebe der Mutter zu ihrem gerade geborenen
Kind ist.
Na ja, man
multipliziere das mit Zehntausend, dann würde man der Sache vielleicht
näherkommen. Und wenn nicht, wäre man zumindest auf der richtigen Spur. Es ist
eigentlich ganz unnötig zu betonen, aber ich wußte sofort, ich war zu Hause.
Und ich wollte keinesfalls wieder weg! Es machte mich sehr traurig, als mir
gesagt wurde, dass es gar nicht meine Zeit wäre dazubleiben. Dass ich noch eine
Menge zu erledigen hätte. Und dass ich auf meine Töchter aufpassen müsste. Als
meine Töchter ins Spiel kamen, merkte ich auf einmal die ganze Liebe, die ich
für sie empfand. Und dass das, was mir mitgeteilt wurde, wahr war. Dann wurde
mir gesagt, dass wenn ich meine Augen öffnete, ich keine Angst haben und ruhig
bleiben und vor allem das tun solle, was die Ärzte wollten. Dann würde ich
innerhalb von 4 Tagen wieder zu Hause sein…
Ich wachte auf und
hatte die Oberschwester gerade zu meiner Rechten. Also, gewöhnlicherweise hätte
mich das schwer durcheinandergebracht. Jedenfalls, wenn ich bedenke, was ich
durchgemacht hatte. Aber in mir war ein Friede, der mich komplett ausfüllte. Ich
war noch nicht einmal besonders aufgeregt, als man mir Lidocain (ein lokales
Anästhetikum) spritzte.
Das erste, was ich sah, als ich aufwachte, war die Oberschwester in
Großaufnahme, die sich gerade zu mir herunterbeugte. Normalerweise hätte mich
das schon ziemlich aus der Fassung gebracht, wie jeder weiß, der mich kennt.
Aber jetzt gab es in mir nur einen unendlichen Frieden. Ich wurde noch nicht mal
aufgeregt, ja merkte es kaum, als mir die Schwester Lidocain spritzte.
Plötzlich stürzte ein Mann ins Zimmer. Er hatte einen Defibrillator bei sich,
und die Atmosphäre schien spannungsgeladen. Ich sah wieder zur Oberschwester und
fragte sie, ob sie mir wohl mit diesen komischen paddelartigen Dingern (die
zum Defibrillator gehören, Anm. des Übersetzers)
den Hintern versohlen wollte. Sie wirkte total überrascht, grinste dann aber und
sagte, nein, das müssen wir nicht, denn du bist ja jetzt ein braver Junge…
Um 6 Uhr morgens setzten Herzarrythmien ein und lösten den Alarm aus. Als man
kam, um nach mir zu sehen, hatte mein Herzschlag bereits ausgesetzt. Die
Oberschwester rettete dann mein Leben. Das war vielleicht erstaunlich, aber noch
erstaunlicher war - insbesondere die Ärzte fanden das - dass ich keinen
nachweisbaren Herzschaden zurückbehalten habe. Später sagte mein behandelnder
Arzt, dass es eigentlich so etwas wie ein Wunder gewesen sei. Er sagte,
verantwortlich daran sei letztlich mein starkes Herz. Der Herzmuskel müßte sich
so verkrampft haben, dass er gerade genug Blut durchgelassen hätte, um nicht
selber unterzugehen.
Natürlich, ich selber hatte auch einen sehr begründeten Verdacht zu dem, was
passiert war. Ich erinnerte mich ja noch lebhaft an den Traum, aber war es
wirklich ein Traum? Ich versuchte, mir gerade das einzureden, aber die Dinge
entwickelten sich so, dass ich annehmen mußte, dass es mehr als nur ein Traum
gewesen ist.
Sie brachten mich dann auf die Intensivstation. Sie wollten mich stabilisieren,
aber sie machten auch einen Herzkatheter. Und das wurde entdeckt: meine
linke Herzarterie war zu 85% verstopft, und meine rechte Hauptarterie war zu 95%
blockiert. Indessen meine rechte Seite war total frei. Dort gab es kaum
irgendwelche Beanstandungen. Im und am Herzen gab es kaum Ablagerungen, aber
meine Arterien sahen aus, als ob man sie mit einem feinen Faden abgebunden
hätte. Der Arzt beruhigte mich keineswegs, als er sagte, ich solle mich nicht
aufregen, das könnte sonst leicht eine weitere Herzattacke nach sich ziehen.
Dann sagte er noch, falls ich die nächste Attacke überlebte, würde ich
wohl dabei zwei Drittel meines Herzmuskels einbüßen. Das hieße dann:
Herztransplantation.
Das, was jeden wunderte, traf ein: ich blieb ganz ruhig. Tatsächlich sah ich es
als eine Art Erholung von allem und weigerte mich grundsätzlich, anders an die
Sache heranzugehen als mit Humor.
Ich glaube, ich könnte ein ganzes Buch vollschreiben mit dem, was mir alles im
Krankenhaus passiert ist. Ich wurde nämlich stabilisiert, in ein anderes
Hospital verfrachtet, wo man versuchte, meine Blutgefäße angioplastisch zu
erweitern bzw. zu öffnen. Aber um es kurz zu machen, wurde ich genau vier Tage
nach meinem Traum entlassen. Ich muß dazu "Traum" sagen, weil meine Frau
fuchsteufelswild wird, wenn ich es anders nenne. Damals hatte sie eine Beziehung
zu jemand anderem, und überlegte sich gerade, wie sie es anstellen könnte, sich
von mir scheiden zu lassen. Und als ich sagte, dass man mir gesagt hätte, dass
ich gut auf meine Töchter aufpassen sollte, dann, nun ja, vermutlich hätte sie
gedacht, dass der Herrgott ihr irgendwie auf die Schliche gekommen sei. Denn von
da an bemühte sich sozusagen der Teufel verstärkt um mich, keine Ahnung, wieso.
Ist die Geschichte hier am Ende? - Nein! Ein Jahr später ging ich erneut in die
Knie, fast genauso wie das erste Mal, weil meine Frau niemals aufgibt. Man sagte
mir, manchmal muß man angioplastische Maßnahmen wiederholen. Es sei ganz normal,
dass die betroffenen Arterien zuweilen wieder "dichtmachten". Ich dachte, nun
gut, das muß ich eben eine Zeitlang aushalten. "Alles ganz normal", sagte man
mir. Ich fühlte mich wie vorher und wußte: ich würde wieder "dichtmachen". Ich
dachte, ich müßte das nur eine Weile lang ertragen, dann würde ich wieder in
meine spirituelle Heimat kommen. Denn ich merkte: ich war in der Hölle und wußte
nicht, wo der Ausgang war.
Fast ein Jahr nachdem mein Herz stillstand, waren wir an einem See, und mich
traf ein Blitz! Ich saß gerade in einem Liegestuhl, neben einem Camper. Meiner
Frau stand rechts hinter mir in der Tür. Da kam der Blitz und fuhr in den
Boden, verzweigte sich und ging in meine linke Hand! Dann ging er durch meine
Brust, trat durch meine rechte Hand wieder heraus und traf den Picknick-Tisch.
Ich leuchtete wie eine Neon-Röhre, aber nur oberhalb der Taille und unterhalb
meines Kiefers. Meine Fingerspitzen in der rechten Hand warfen Blasen.
Meine Frau bekam fast
einen Anfall, sie hatte furchtbar Angst vor Blitzen. Trotz dem, was mir gerade
geschah, bekam ich das mit. Aber, hätten Sie die Situation erlebt, würden sie
gemeint haben, sie sei vom Blitz getroffen worden, und nicht ich!
Zeitweise verlor ich dann später die Kontrolle über meine Arme und fühlte mich
erbärmlich. Jedenfalls, nach dem dritten Tag, nachdem ich mich von diesem
Blitzschlag erholt hatte, fühlte ich mich wirklich bärenstark. Ich mußte aber
noch mal ins Krankenhaus, um mir vom Kardiologen einen Herzkatheter legen zu
lassen. Mein Herz sollte noch einmal durchgeprüft werden. Der Kardiologe war
ganz erstaunt, dass er überhaupt keine Ablagerungen mehr fand. Auch sah er kaum
noch Narbengewebe von der letzten OP. Erklären konnte er dies alles nicht. Meine
Mutter meinte, die Hand Gottes sei heruntergefahren und hätte mich geheilt. Das
fand ich auch.
Von nun an ließ ich es nicht mehr zu, dass meine Frau mich wieder runterzieht.
Ich liebe meine Freiheit und will Ihm nicht erneut missfallen!
Der sogenannte Traum
machte später mehr Sinn. Zwei Jahre später also wurde ich am Weihnachtsabend mit
ihrem Scheidungswunsch konfrontiert - meine älteste Tochter meinte dazu, dass
ich wohl nie wieder so ein tolles Geschenk zu Weihnachten bekommen würde. Sie
hatte recht! Sie kam dann mit mir und ich brachte ihre Erziehung zu Ende - jetzt
ist sie 21 und verheiratet. Ich aber bin noch immer am Erziehen, jetzt gerade
meine jüngste Tochter. Und übrigens, drei Monate nachdem ich wegen der Scheidung
ausgezogen war, brauchte ich meine Magenmedikamente nicht mehr zu nehmen, und
acht Monate danach auch meine Herzmedikamente nicht mehr. Der Arzt schüttelte
nur den Kopf und meinte, eine Einnahme sei nun nicht mehr erforderlich. Bin ich
glücklich? Na ja, vielleicht nicht vollständig, aber ich bin jetzt zufrieden mit
meinem Leben. Und ich freue mich auf den Tag, an dem ich nach Hause komme…