Doris A NTE |
Erfahrungsbeschreibung:
Am 18. Dezember 1993 (ich war 41 Jahre alt) bekam ich eine Gehirnblutung. Ich starb sofort. Mein Verlobter rief die Notrufnummer und erhielt am Telefon Anweisungen zu Wiederbelebungsmaßnahmen, bis die Sanitäter acht Minuten später kamen. Sie brachten mein Herz wieder zum Schlagen und brachten mich schnellstens zum nächsten Krankenhaus. Acht Minuten lang, während ich bewusstlos war, sah ich als Beobachterin alles, was geschah. Ich sah, wo ich lag, wer da war, und was an mir getan wurde. Das Gefühl von Frieden, das ich empfand, ist mit Worten schwer zu beschreiben. Ich hatte keine Angst und fühlte mich nur als Beobachterin. Ich wollte nicht unbedingt zurück zu diesem krampfenden Körper. Ich weiß nur, dass ich ein unerklärliches Gefühl von Frieden und Ruhe empfand und meinen materiellen Körper nicht wahrnahm, der mich nicht interessierte. Es dauerte nicht sehr lange aber ich erinnere mich sehr gut daran.
Ein paar Monate später hatten die Sanitäter von der Feuerwehr in der Nähe (sie hatten mir das Leben gerettet) einen Tag der offenen Türen. Es waren ungefähr sieben Monate vergangen und ich war weiter in Behandlung; ich wusste auch nicht genau, was mit mir geschehen war. Wir konnten vier der sieben Sanitäter, die mir das Leben gerettet hatten, wieder finden. Damals glaubte mein Verlobter nicht an die Geschichte von dem, was ich gesehen hatte. Ich erzählte es den Sanitätern und sie sagten, es sei genau so, wie sie es auch in Erinnerung hatten – bis zu der Anzahl der Sanitäter, die mit mir beschäftigt waren. Mein Verlobter sagte, es seien sieben gewesen und ich bestand darauf, dass es sechs waren. Die Sanitäter sagten meinem Verlobten, dass einer von ihnen unterwegs mit dem Löschwagen war; so konnte er nur sechs gesehen haben! Seitdem glaubt mein Verlobter daran, dass ich eine außerkörperliche Erfahrung hatte.
Mein Verlobter Dave und ich heirateten 1995, ein Jahr später. Leider hat das Aneurysma meine Persönlichkeit ziemlich verändert und ich bin für Dave so schwierig im Umgang geworden, dass wir gerade dabei sind, uns scheiden zu lassen. Es ist schade, weil ich ihn immer noch sehr liebe. In den folgenden Jahren habe ich oft daran gedacht, mir das Leben zu nehmen, aber ich habe ein Medikament gefunden, das mir hilft. Ich muss mein Leben neu ordnen und einen neuen Anfang machen. Meine zwei Töchter, die zur Zeit der Aneurysmaruptur 13 und 21 Jahre alt waren, waren sehr traumatisiert, denn in den zwei ersten Wochen rechnete man nicht damit, dass ich es überlebe, und ich lag in dieser Zeit im Koma. Jetzt stehen sie mir sehr nahe und mein Leben ist wieder lebenswert. Ich kann nie mehr als Sekräterin arbeiten.
Mein Gedächtnis und meine Geduld haben dabei gelitten. Ich bin immer noch depressiv, aber ich finde Hilfe bei Gott. Zwei Jahre lang fing ich an zu trinken, aber mit der Hilfe von Freunden und meinen Töchtern bin ich davon abgekommen. Jetzt fühle ich mich so, als hätte ich ein neues Leben, und ich werde nie den Frieden vergessen, den ich in meiner außerkörperlichen Erfahrung hatte und der mir meine Angst vor dem Tod genommen hat. Ich hatte immer Angst vor dem Tod. Jetzt weiß ich, dass es nur ein friedvoller Übergang ist. Mein Nahtoderlebnis ging zu keinem Zeitpunkt weiter als oben im Raum. Ich sah kein Licht oder Verwandte, die bereits verstorben waren. Jedoch war es eine Erfahrung, wovon ich weiß, dass sie außerhalb meines Körpers geschah. Es war ein sehr spirituelles Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Gott hat mir eine neue Lebenschance hier auf dieser Erde gegeben und ich glaube, ich muss den Grund herausfinden, aber es ist schwierig. Das Leben ist jetzt etwas leichter geworden, aber ich will nie wieder so sein, wie ich vorher war. Ich erinnere mich nicht mehr an die Jahre 1993-1998 und leider waren es die Teenager-Jahre meiner jüngeren Tochter. Ihr gegenüber wird es mich immer belasten. Das Leben ist ein Kampf, aber ich weiß, dass es besser wird. Es muss einen Grund geben, warum ich immer noch hier bin. Ich war so froh, diese Internetseite gefunden zu haben, um meine Geschichte zu erzählen. Es ist nicht etwas, das man anderen so erzählt, es sei denn, sie hätten es selber erlebt.
Hintergrundinformationen:
Geschlecht: Weiblich.
Datum an dem die NTE stattfand: 18.12.93
Gab es zum Zeitpunkt Ihrer Erfahrung ein damit zusammenhängendes lebensbedrohliches Ereignis? Ja. Bei Chirurgie. Gehirnblutung. Die Gehirnblutung führte zum sofortigen Tod, bis die Sanitäter mich wieder belebten.
NTE Elemente:
Wie betrachten Sie den Inhalt Ihrer Erfahrung? Beunruhigend.
Gab es irgendwelche Drogen oder Medikamente, welche die Erfahrung beeinflussen hätten können? Nein.
War die Erfahrung auf irgendeine Weise mit einem Traum vergleichbar? Es war wie ein Traum aber sehr real.
Die Erfahrung beinhaltete: Außerkörperliche Erfahrung.
Fühlten Sie sich von Ihrem Körper getrennt? Ja. Ich war über meinem Körper und fühlte keinen Schmerz. Zu der Zeit war es mir nicht bewusst, dass ich in einem Körper war. Ich sah nur hinunter und betrachtete alles, was geschah.
Zu welchem Zeitpunkt während der Erfahrung erlebten Sie die höchste Ebene von Bewusstheit und Wachheit? Ich war ganz bei Bewusstsein und wach; ich erkannte sogar ein Jahr später einen der Sanitäter, als ich ihn in einem Fitnessstudio sah. Er war überrascht, weil es unmöglich war, dass ich mich an ihn erinnern konnte, da ich zur Zeit der Gehirnblutung vollkommen bewusstlos war.
Schien die Zeit sich zu beschleunigen oder zu verlangsamen? Alles schien gleichzeitig zu passieren; oder die Zeit blieb stehen oder verlor jede Bedeutung. Ich hatte kein Zeitgefühl.
Hat sich Ihr Gehör auf irgendeine Weise von Ihrem normalen Gehör unterschieden? Ich hörte ungewohnte Geräusche, konnte aber nicht hören, was gesagt wurde und was unter mir geschah.
Schienen Sie Dinge zu bemerken, die sich an einem anderen Ort zutrugen? Ich hörte die Sanitäter reden; einer sagte meinem Verlobten, er sollte ruhig bleiben, denn er war sehr aufgeregt. Ich sah auch, was sie taten und beschrieb es ihnen auch später. Sie stimmten alle zu.
Schienen Sie in eine andere, nicht irdische Welt einzutreten? Ein klar mystischer oder nicht irdischer Bereich.
Die Erfahrung beinhaltete: Sehr emotional getönt.
Welche Emotionen verspürten Sie während der Erfahrung? Völliger Friede. Völlig entspannt. Nahm niemand wahr.
Die Erfahrung beinhaltete: Besonderes Wissen oder besonderen Zweck.
Die Erfahrung beinhaltete: Grenze oder Punkt ohne Wiederkehr.
Gott, Spiritualität und Religion:
Welche Religion hatten Sie vor Ihrer Erfahrung? Unsicher.
Welche Religion haben Sie jetzt? Liberal.
Gab es Veränderungen in Ihren Überzeugungen und Werten wegen Ihrer Erfahrung? Ja. Ich fürchte mich nicht mehr vor dem Tod und habe seitdem meine religiösen Überzeugungen geändert.
Wegen meiner Tablette gegen Depression (die ich mein Leben lang einnehmen muss) kann ich jetzt leicht damit umgehen und lasse mich nicht mehr aus der Ruhe bringen. Ich bin jetzt so weit, dass ich mich wirklich nach dem Sinn meines Lebens frage.
Betreffend unser irdisches Leben außerhalb der Religion:
Die Veränderungen in Ihrem Leben seit Ihrer NTE waren wie folgt: Gleich geblieben.
Welche Veränderungen traten in Ihrem Leben auf nach Ihrer NTE? Mein Leben hat sich auf jeden Fall geändert. Ich bin nicht mehr die selbe. Doris starb und eine andere nahm ihren Platz ein. Ich musste die Person neu kennenlernen und es war nicht einfach, weil ich sie zuerst hasste. Ich lerne jetzt mein neues Ich kennen und ich bin nicht so schlecht wie ich dachte.
Haben sich Ihre Beziehungen spezifisch verändert wegen Ihrer Erfahrung? Diese Erfahrung (Gehirnblutung) führte dazu, dass die Liebe meines Mannes verloren ging. Es machte mich sehr depressiv, weil ich ihn mehr als sonst einen Mann in meinem Leben liebe. Es änderte mein Berufsleben. Ich kann keine Sekretärin mehr sein oder Büroarbeiten tun. Ich machte zu viele Fehler. So arbeite ich in einem Tiergeschäft, wo wir auch Tiere retten, und das kann ich. Ich liebe diesen Job auch, verdiene aber nicht viel. Ich werde nie so viel verdienen wie bisher. Ich habe zu einer Religion gewechselt, die sehr offen ist und mich trotz meiner persönlichen Mängel mit offenen Armen angenommen hat.
Nach der NTE:
Erlebten Sie einen Berufswechsel wegen Ihrer Erfahrung? Job oder Studium.
Erlebten Sie eine körperliche Veränderung wegen Ihrer Erfahrung? Physische Beeinträchtigungen.
Erlebten Sie eine Veränderung in Ihren Gefühlen wegen Ihrer Erfahrung? Gefühle zu meiner Familie, zu Freunden oder Mitmenschen.
Erlebten Sie eine Veränderung bei der Furcht vor dem Tod wegen Ihrer Erfahrung? Einstellung zum Tod.
Erlebten Sie eine Veränderung in der Bestimmung/imZiel Ihres Lebens wegen Ihrer Erfahrung? Sinn des Lebens.
War die Erfahrung schwierig mit Worten auszudrücken? Ja. Niemand glaubte mir am Anfang und es fiel mir schwer, anderen von meiner außerkörperlichen Erfahrung zu erzählen. Es ist auch sehr schwierig, von dieser spirituellen Erfahrung mit irdischen Worten zu berichten. Bis jetzt kann ich nicht die Gefühle beschreiben, die ich hatte, denn sie waren ganz anders als die auf der Erde.
Gibt es einen Teil oder mehrere Teile Ihrer Erfahrung, die für Sie besonders bedeutsam oder signifikant sind? Das Beste ist, dass es mir dabei half, spirituell zu wachsen, auch wenn es etwas dauerte. Ich bin jetzt für jeden schönen Tag dankbar, für meine Familie und meine Freunde. Ich liebe die Natur; da wo ich lebe, ist es wunderschön und dafür bin ich dankbar. Ich versuche, mein eigenes Leben am besten zu leben und habe voriges Jahr ein paar Reisen gemacht, wovon ich nie geträumt hätte. Eigentlich kann ich es mir nicht leisten, aber ich tue es trotzdem, weil das Leben zu kostbar ist, um darauf zu verzichten. Zu Weihnachten fliege ich nach Europa mit meinen Töchtern – etwas, was ich mir vorher nie selber hätte leisten können. Dafür nehme ich von meiner Rente, was mir nichts ausmacht. Meine Töchter stehen mir viel näher als früher und ich muss aus Dankbarkeit weinen wegen meiner wunderbaren Töchter. Sie sind sehr gut zu mir und wollen ihre Mutter nicht verlieren. Das Schlechte an dieser Erfahrung war der Verlust meines Mannes, den ich sehr liebte. Es tat sehr weh. Sein Hass führte zur Scheidung, aber ich wusste, dass er mit mir nicht mehr glücklich war, und er fing an, mich zu missbrauchen. Ich bete darum, dass wir irgendwann wieder gute Freunde werden.
Haben Sie diese Erfahrung jemals anderen mitgeteilt? Ja. Zunächst wollte mir niemand glauben wegen meines psychischen Zustands. Ich wurde behandelt und jeder dachte, dass ich Halluzinationen hatte. Wenn ich jetzt mit anderen darüber rede, hören sie zu und neigen eher dazu, mir zu glauben, da ich bei Verstand bin und ausführlich erklären kann, was ich während der Gehirnblutung sah. Einige sind sehr beeindruckt und ich fühle mich dann besser.
Hat irgendwann in Ihrem Leben irgendetwas je einen Teil der Erfahrung reproduziert? Nein.
Gibt es irgendetwas Anderes betreffend Ihre Erfahrung, das Sie hinzufügen möchten? Manchmal frage ich mich, warum es ausgerechnet mir aus unserer Familie passierte. Aber ich denke wiederum, dass sich nichts ändern würde. Dadurch bin ich gewachsen, ich habe mich kennen und lieben gelernt, vielmehr als jemals vorher. Jetzt schätze ich das Leben mehr.