Erfahrungsbeschreibung:

Ich sah vor meinem geistigen Auge Blutstropfen. Sie fielen auf den Boden. Die Blutstropfen verwandelten sich in rote Pflanzen ähnlich einem Weihnachtsstern. Dann wandelten sich die Weihnachtssterne in rötliche Kieselsteine auf dem Boden und ich sah, wie meine Füße auf diesen Kieselsteinen schritten. Aber dann sah der Boden eher aus wie ein schmutziger Fußweg. Ich hatte kein Gefühl für mich selbst, wer ich bin und ob ich es bin. Es war, als würde ich einen Film anschauen. Ich sah nicht mich selbst, außer meine Füße. 

Ich lief zu einem Städtchen, das wie ein ländlicher Ort des 16. Jahrhundert aussah, oder zumindest so, wie ich es mir vorstelle. Es war sehr bewaldet  aber nicht sonnig. An einer Steinmauer mit Decksteinen standen einige Frauen und sprachen miteinander. Ein dunkelhaariger Mann in einem Gewand aus Sackleinen war auch dort. Alle waren sehr dunkelhäutig und hatten schwarzes Haar. Zunächst stand der Mann mit dem Rücken zu mir. Als ich näher kam, drehte er sich um und sagte etwa: „Wir haben dich erwartet. Schön, dass Du wieder da bist.“ Ich wurde angeleitet, eine Art Getreide mit einem Stößel in einem Mörser zu mahlen. Dabei plauderte ich mit anderen. Ich fühlte mich nicht wichtig, auch nicht als eine leitende Person. Ich schien einfach eine größere Gemeinschaft zu unterstützen. Diese Arbeit und die Plauderei dauerten eine Weile. Alles fühlte sich natürlich und friedlich an. Als dann im normalen Leben mein Sehvermögen aufgrund der Behandlung wiederhergestellt worden war und die Ärzte meinen Namen sagten, geriet ich aus dem tiefen Koma in ein leichteren komatösen Zustand und da sagte der Mann: „Sie rufen dich. Du musst zurückgehen. Wir werden hier sein, wenn du wiederkommst.“ Dann wachte ich auf, blinzelte mit den Augen und stöhnte. 

Diese Traumsequenzen durchlebte ich zwei- oder dreimal in den nächsten drei Tagen. Später erfuhr ich, dass ich zwei- oder dreimal zusammengebrochen war, wobei ich jedesmal nach jeweils unterschiedlicher medizinischer Behandlung fast gestorben war. Danach bin ich dann jeweils augenblinzelnd und stöhnend aufgewacht. 

Ich muss noch betonen, dass ich mich zwar als weiblich empfand, aber nicht mehr spürte, dass ich „Ich“ sei, wie die Person, die ich jetzt bin. Trotzdem sah ich mich visuell als diese Person. Ich weiß aber nicht, wie ich da aussah. Es fühlte sich so an, als würde ich zu einem bedeutsamen Ort zurückkehren, auch wenn diese Szene nicht zu der Person, die ich jetzt bin, zu passen schien. Es war nicht eine Szene aus einem Film, in dem ich mitspielte und der Mann sah nicht aus wie irgend einer der Männer, die ich kenne oder je gesehen habe. Ich denke, es war eine Halluzination, obgleich es einer Halluzination ziemlich unähnlich war, denn es geschah jedesmal übereinstimmend. 

In den folgenden neun Monaten hatte ich mehrere Rückfälle. Aber nachdem ich von diesem speziellen Koma aufgewacht bin, konnte ich nie wieder zu diesem Ort zurückkehren. 

Soweit ist diese meine Geschichte.

Hintergrundinformationen:

Geschlecht:    Weiblich.

Datum an dem die NTE stattfand:  Juni 2001.

Gab es zum Zeitpunkt Ihrer Erfahrung ein damit zusammenhängendes lebensbedrohliches Ereignis?    Ja. Krankheit. Ich lag im Krankenhaus im Koma für etwa eine Woche aufgrund der Behandlung einer lebensbedrohlichen Bluterkrankung, welche mehrere Schläge, Anfälle und letztlich das Koma verursachte. Während des Komas bekam ich Bluttransfusionen, Blutprodukte und Medikamente verabreicht. Ich wurde mehrfach geröntgt und im MRT untersucht. Aufgrund mehrerer Organversagen wurde mit meinem Tod gerechnet und deswegen meine Familie an mein Bett gerufen.

NTE Elemente:

Wie betrachten Sie den Inhalt Ihrer Erfahrung?     Positiv.

Gab es irgendwelche Drogen oder Medikamente, welche die Erfahrung beeinflussen hätten können?   Ja.

War die Erfahrung auf irgendeine Weise mit einem Traum vergleichbar?   Es fühlte sich nicht an wie ein Traum. Aber ich fühlte mich nicht als Ich. ich hatte das Empfinden, meiner Seele zuzuschauen, wie sie zu ihrem Zuhause zurückkehrt.

Die Erfahrung beinhaltete:   Außerkörperliche Erfahrung.

Fühlten Sie sich von Ihrem Körper getrennt?   Zu welchem Zeitpunkt während der Erfahrung erlebten Sie die höchste Ebene von Bewusstheit und Wachheit?     In verschiedenen Stadien des Komas.

Schien die Zeit sich zu beschleunigen oder zu verlangsamen?   Nein.

Hat sich Ihr Gehör auf irgendeine Weise von Ihrem normalen Gehör unterschieden?  Nein.

Schienen Sie Dinge zu bemerken, die sich an einem anderen Ort zutrugen?   Ohne bei Bewusstsein zu sein, hörte ich, wie der Arzt mich fragte, wer der derzeitige Präsident ist. Und dann sagte er: „Schaut her, keine Reaktion.“ Es gab Zeiten, da konnte ich den Arzt „sehen“, obwohl mir meine Familie erzählte, meine Augen wären immer geschlossen gewesen, wenn der Arzt da war.

Gingen Sie in einen Tunnel hinein oder durch einen Tunnel hindurch?   Nein.

Begegneten Sie irgendwelchen (lebenden) oder verstorbenen Wesen, oder nahmen Sie sie wahr?     Ja. Andere Leute.

Sahen Sie ein nicht irdisches Licht?     Nein.

Schienen Sie in eine andere, nicht irdische Welt einzutreten?    Ein klar mystischer oder nicht irdischer Bereich.

Die Erfahrung beinhaltete:    Sehr emotional getönt.

Welche Emotionen verspürten Sie während der Erfahrung?     Frieden und Ruhe. Ich fühlte mich genötigt, umzukehren.

Schienen Sie plötzlich alles zu verstehen?     Alles über das Universum.

Erlebten Sie Szenen aus der Zukunft?     Nein.

Erreichten Sie eine Begrenzung oder eine begrenzende physische Struktur?     Nein.

Kamen Sie an eine Grenze oder an einen Punkt ohne Wiederkehr?   Ich kam an eine Barriere, die ich nicht überqueren durfte; oder wurde gegen meinen Willen zurückgeschickt .

Gott, Spiritualität und Religion:

Welche Religion hatten Sie vor Ihrer Erfahrung?     Unsicher.

Welche Religion haben Sie jetzt?     Liberal.

Gab es Veränderungen in Ihren Überzeugungen und Werten wegen Ihrer Erfahrung?   Ja. Ich bin jetzt für die Idee der Reinkarnation zugänglicher.

Betreffend unser irdisches Leben außerhalb der Religion:

Die Veränderungen in Ihrem Leben seit Ihrer NTE waren wie folgt:     Es hat sich nichts wesentliches geändert.

Nach der NTE:  

Erlebten Sie eine Veränderung bei der Furcht vor dem Tod wegen Ihrer Erfahrung?     Die Gefühle bezüglich des Sterbens haben sich geändert.

War die Erfahrung schwierig mit Worten auszudrücken?     Nein.

Haben Sie irgendwelche übersinnliche, außergewöhnliche oder andere besondere Gaben nach ihrer Erfahrung, die Sie vor Ihrer Erfahrung nicht hatten?     Nein.

Haben Sie diese Erfahrung jemals anderen mitgeteilt?     Ja.

Hat irgendwann in Ihrem Leben irgendetwas je einen Teil der Erfahrung reproduziert?     Nein.