Karen S NTE
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Erfahrungsbeschreibung:
Als Teenager hatte
ich mehrere merkwürdige Erfahrungen psychischer Art während ich schlief. Das
geschah von Zeit zu Zeit. Später - ich wurde älter und das Leben immer
hektischer - wurden sie seltener und verschwanden bis zur Geburt meines ersten
Sohnes fast gänzlich. Kurz nach seiner Geburt hatte ich den entsetzlichen Traum,
dass ich in einen fürchterlichen Autounfall verwickelt sein würde bei dem ich
ums Leben käme. Monatelang hatte ich deshalb Angst und war äußerst vorsichtig,
indem ich ständig Ausschau hielt nach diesem Fahrzeug aus dem Traum. Unterdessen
wurde mein Sohn 7 Monate alt, und es gelang mir schließlich davon auszugehen,
dass ich eben nur geträumt hatte und nichts weiter. Ich hatte gerade eine ganz
neue Lehrerstelle, ein Baby, ein Haus und einen Ehemann. Auf alles wollte Acht
gegeben werden... Ich hatte schon genug Energie mit diesem blöden Traum
vergeudet.
Dann geschah es doch.
Ich kam an diesem Tage gerade aus der Schule. Ich wollte meinen Sohn bei seinem
Großvater einfangen und wieder schnell zurück zur Schule sprinten, um noch zum
Baseball-Spiel zurück zu sein. Die Nachmittagsplanung war einfach perfekt. Als
ich mit der üblichen Vorsicht den Freeway verließ, wollte ich noch schnell über
eine grüne Ampel huschen. Das klappt ja gut, dachte ich. Dann, quasi im selben
Augenblick, war ich weg. Und war plötzlich am schönsten Ort, an dem ich jemals
gewesen bin. Da waren auch mein Großvater und mein Geistführer, außerdem jemand,
den ich aus einem früheren Leben kannte. Alle wollten mir beim Übergang
behilflich sein. Sie erzählten mir vom Unfall und zeigten mir die Stelle. Sie
sagten, die Zeit sei jetzt für mich da, um nach Hause zu kommen. Hier gab es so
viel Liebe und so viel Glück. Es war so einladend und verlockend. Ich fühlte
mich immer leichter. Plötzlich ein kleiner Panikanfall: ich begann zu weinen.
Ich sollte tot sein? Was sollte dann aus meinem Sohn werden? Er war erst 7
Monate alt! Er würde sich später überhaupt nicht an mich erinnern. Sein Vater
würde auch nicht altersgerecht mit ihm umzugehen wissen, und ich wollte auch
nicht, dass er bei den Eltern meines Mannes aufwächst. Das geht doch nicht...
Nein! Das war noch nicht meine Zeit, um abzutreten. Noch nicht! Etwas war hier
falsch, sie mussten sich irren.
Sie hüllten mich in
Liebe ein und zeigten mir, was nach meinem Tod geschehen würde: meinem Sohn, ja
meiner ganze Familie würde es gut gehen. Großmutter würde meiner Mutter zur
Seite stehen. Das würde Zeit brauchen, aber es würde gehen. Auch mein Mann,
verletzt, traurig und einsam wie er jetzt ist, würde sich schließlich neu
verlieben. Der Tod ist nun einmal Teil dessen, was wir hier auf der Erde lernen
müssen, und mein Tod war eine wichtige Lernaufgabe für alle, die es mit mir zu
tun gehabt haben. Ich bekam meine Beerdigung zu sehen. Ich bekam erklärt, wie
ich es anstellen müsste, um denen nahe zu sein, die mir wichtig waren. Und wie
ich mit denen in Kontakt treten könnte, deren Geist offen genug waren. Das alles
konnte ich annehmen. Ich konnte es akzeptieren. Meine Familie, es würde ihnen
allen gut gehen. Ich fühlte mich zusehends besser. Aber trotzdem, mein Sohn!
Ich konnte, ich wollte ihn nicht alleine lassen! Babies brauchen nun mal Mütter.
Und ich brauchte es, seine Mutter zu sein. Ich konnte das nicht zulassen!
Daraufhin erklärten
mir meine Führer mit viel Geduld und Liebe, dass meine Gefühle ganz normal
seien. Hier hätte sozusagen noch meine Verbindung an meine menschliche und
körperliche Seite das Wort. Wenn ich diese erst einmal abgelegt hätte, würde ich
mich leichter als Luft fühlen, bestände nur noch als das reine Glück und aus
reiner Liebe. Hier sind Worte fehl am Platze. Sie können das, was gemeint ist,
nicht wirklich beschreiben. Alle bemühten sich sehr, meine irdische Hülle -
meine irdische Anhaftung - abzustreifen. Infolgedessen ereigneten sich in mir
unerhörte Glücksgefühle, die mich immer stärker in eine bestimmte Richtung zogen
- aber meine Verbindung zu meinem Sohn war letztlich noch stärker. Unterdessen
gingen wir an diesem wunderschönen Ort spazieren - eine Ewigkeit lang? Wir
unterhielten uns über mein Leben und über religiöse Themen, aber auch über die
Geheimnisse der Seele, wie zum Beispiel über die Tatsache, dass wir als
Menschen, wenn wir geboren werden, alles vergessen müssen, um auch wirklich
erfolgreich sein zu können. Es war ziemlich toll, ziemlich bombastisch!
Tatsächlich waren einige Dinge genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte, wenn
ich daran gedacht hatte, wie es wohl nach dem Tode wäre. Bei anderen hatte ich
total falsch gelegen, und ich dachte nur: "Wow." Wo waren die anderen, die ich
auch geliebt hatte? Wann könnte ich meine Großeltern mütterlicherseits sehen,
die ja auch tot waren? - Alles zu seiner Zeit, sie befänden sich auf
unterschiedlichen Ebenen, wurde mir mitgeteilt. Wenn mein Übergang vollzogen
wäre, könnte ich entscheiden, ob ich mich auf andere Ebenen begeben würde -
sobald ich dazu bereit wäre. Hin und wieder wurde ich ganz bedrückt, wenn ich an
meinen Sohn dachte. Ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, ihn ohne
Mutter aufwachsen zu sehen. Man sagte mir, andere würden die Mutterstelle
ausfüllen. Zuerst einmal meine Großeltern, und dann zeigten sie mir Jakes Leben.
Er war so hübsch und so glücklich, aber mit einem Hauch Traurigkeit, die in
seiner Seele festsaß. Denn, seine erste Aufgabe würde sein, mit meinem Tod
klarkommen zu müssen. Allerdings hatte er vorher schon ungefähr gewußt, was
seine Hauptaufgaben in seinem Leben wären. So sollte es eben sein. Ich sah, dass
Jake im Alter von 7 oder 8 Jahren eine neue Mutter bekommen sollte. Eine
hübsche, warmherzige Frau, die ihn wirklich gut behandeln würde. Aber sie würde
mit meinem Mann auch ein eigenes Kind bekommen, und die Liebe zu Jake würde
gegenüber ihrem eigenen Kind abfallen - und das wäre schlecht. Das ist es nicht,
was ich mir für Jake ausmalte. So konnte es nicht werden. Ich war zwar
glücklich, was meinen Mann betraf. Ihm würde es gutgehen, er war glücklich. Aber
mein Sohn - das steht auf einem anderen Blatt.
Es gab noch andere
Lektionen, die man mir - mit viel Geduld - versuchte näherzubringen. Man muß
auch loslassen können. Manchmal wurde ich fast hysterisch und dann war ich
wieder ganz froh und gelassen. Ich sah ein Mädchen, das eigentlich hätte an
Jakes Stelle treten sollen, aber, kurz vor der Zeugung änderte sich der Plan und
es war für Jakes Seele notwendig geworden, hierzusein. Es würde nämlich viel
Aufregung und Unruhe geben, und Jake könnte irgendwie mit dazu beitragen (was er
dann später auch tat), es abzuschwächen.
Es gab einen
Zeitpunkt, da war ich ganz nahe dran, meinen Tod zu akzeptieren. In diesem
Augenblick meldete sich aber auch die Sorge um meinen Sohn, und auch die
Sehnsucht, ihn wiederzusehen. Auch der Wunsch weiterzuleben war präsent. Ich
konnte mein irdisches Leben nicht aufgeben. Meine Geistführer taten ihr Bestes,
um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Sie brachten eine wahre Engelsgeduld und
bergeweise Liebe auf, nichts schien sie jemals zu entmutigen. Sie gaben einfach
nicht auf. Schließlich ließ meine Hysterie nach, und ich wurde in Liebe
eingehüllt. Dafür schien aber ein höheres Geistwesen verantwortlich. Meine
Führer wurden angewiesen, mir die Rückkehr ins irdische Leben zu ermöglichen.
Diese baten daraufhin, ihnen doch noch ein wenig Zeit zu lassen, sie würden mich
schon noch umstimmen. Es wurde ihnen aber gesagt, dass das nichts bringen würde,
mein Geist sei an einem Punkt, an dem er sich verhakt hätte und an dem er nicht
loslassen könne. Also wäre es am besten, mir meine Rückkehr zu ermöglichen. Das
würde meinen Geist beruhigen, außerdem ihm den Weg ebnen, damit er - mein Geist
- mehr lernt.
Letztlich haben meine
inständigen Bitten meine Rückkehr ermöglicht. Es war einfach besser gewesen,
mich wieder zurückzulassen. Mein Geist würde sich beruhigen und ich wäre fähig,
weitere Lerninhalte in mich aufzunehmen. Meine Beharrlichkeit war also zunächst
einmal dafür verantwortlich, dass ich meine Familie wiedersah. Bevor ich in
meinen Körper zurückkehrte, verstand ich, dass meine Familie und mein Freunde
gewisse Lektionen zu lernen hätten, die vorher schon festgelegt waren. Und sie
würden sie erst dann lernen können, wenn ich gestorben sei. Es wurden gewisse
Vereinbarungen getroffen, wann, wo und unter welchen Umständen mein Geist erneut
zurückkehren würde. Aber auch, welche Lerninhalte mir noch einmal zugemutet
würden, oder auch, welche ich ganz neu zu lernen hätte. Einige Lerninhalte, die
ich auf der anderen Seite lernte, würde ich auf der Erde wieder vergessen haben.
Es wäre einfach nicht gut, wenn ich bestimmte Dinge auf der Erde wüsste, ich
würde mich allzu sehr darauf fokussieren, insbesondere dann, wenn es zu Ende
ginge. Und das wäre nicht der Sinn der Sache. Das Letzte, an das ich mich
erinnere, ist, dass ich zurück zur Unfallstelle gebracht wurde. Vorher gab man
mir noch zu verstehen, dass, wenn meine Kinder älter wären, ich erneut
zurückkehren würde - diesmal endgültig. Ich stimmte auch sofort zu, aber stopp,
Moment mal! Was heißt denn hier "älter"? Nur ein wenig älter als jetzt? Im
Teenageralter? Oder werde ich erleben, wie sie heiraten und eigene Kinder haben?
Das war ein schwieriger Punkt, den ich direkt nach meinem Unfall überdachte. Ich
lebte also wieder mit meinem Sohn zusammen. Ich musste mein Leben sinnvoll
verbringen, denn ich wusste nicht, wie lange es noch dauerte. Mir wurde erzählt,
dass es ganz unwahrscheinlich war, dass ich überlebt hatte. Ein LKW missachtete
ein Rotlicht und rammte die Fahrerseite meines Kleinwagens. Die Ärzte sagten,
obwohl ich angeschnallt gewesen war, hätte ich nicht überlebt, wenn sich die
Airbags geöffnet nicht hätten. Normalerweise öffnen sie sich nämlich nicht, wenn
man seitlich gerammt wird. Im ersten Jahr nach meinem Unfall versuchte ich, so
gut und so glücklich wie möglich zu leben. Na ja, ich hatte wirklich ziemliche
Schmerzen. Immerhin war mein Schulterblatt zertrümmert, einige Rippen waren
gebrochen und dann hatte ich noch zwei Brüche im Bereich der Hüfte. Die
Schmerzen würden innerhalb der nächsten sechs oder zwölf Monate besser werden,
so sagte man mir. Drei Jahre später waren die Schmerzen unverändert da. Am
schlimmsten war das zweite Jahr. Ich dachte immer an Selbstmord. Ich wollte nur
zurück. Zurück an diesen Ort, der so fröhlich, friedlich und voller Liebe war.
Letztlich waren es nur mein Sohn - und später meine Tochter - die mich
weiterleben ließen. Ich war nur derentwillen hier. Heute, nur drei Jahre nach
meinem Unfall, habe ich akzeptiert, dass ich wieder hier auf der Erde bin. Ich
sehne mich danach, in meine wahre Heimat zurückzukehren. Das ist dort, wo das
Leben endet. Im Moment versuche ich krampfhaft, Frieden und Glück zu finden -
jedenfalls so lange, bis sich meine Zeit ihrem Ende zuneigt.