Karyn T NTE
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Erfahrungsbeschreibung:

Nach mehr als elf Stunden in Geburtswehen war es nun für mich an der Zeit zu pressen. Ich hatte keine Geburtsgymnastik mitgemacht und war auf die Krankenschwester angewiesen, um auf die richtige Weise zu atmen. Es schien ganz gut zu klappen, bis ich mich plötzlich über meinem Körper befand, total losgelöst von meinem Körper. Ich empfand keinen Schmerz, kein Gefühl zu der Dringlichkeit der eigenen Situation. Ich war scheinbar irgendwo oben unter der Decke rechts in der Nähe des Kopfende des Bettes. Ich konnte alles sehen, was geschah, so als wäre ich nah dabei. Ich sah das Gesicht des Arztes. Obwohl er einen ruhigen Eindruck machte, zeigte er doch einen leichten Anflug von Panik, kurz bevor ich wieder in meinen Körper zurückkam. Ich konnte das Gesicht meines Mannes und seinen besorgten Blick sehen; auch das Gesicht der Krankenschwester, die mich freundlich ermutigte mit den Worten: „Karyn, kommen Sie wieder zu uns! Sie müssen das Baby gebären.“ Ich sah mein eigenes Gesicht, wie mein Kopf nach rechts ging, als der Anfall meinen Körper schüttelte. Es war so, als konnte ich alles gleichzeitig sehen; nicht dass ich von einem Gesicht zum anderen Gesicht wechseln konnte, sondern ich konnte sie alle auf einmal sehen; aber doch getrennt voneinander, als hätte ich zehn Paar Augen. Ich war bei vollem Bewusstsein (das erinnert mich an das letzte Mal, als ich Marijuana geraucht habe, und wie mir alles völlig klar erschien; so klar, dass ich nicht mehr davon frei werden wollte).

In diesem Zustand außerhalb meines Körpers betrachtete ich mich Sekunden lang und konnte dabei kaum fassen, dass mein Körper herumzuckte. Zu diesem Zeitpunkt schien es mir nicht wirklich wichtig. Ich fühlte mich absolut friedlich und zufrieden in diesem Zustand. Es kam mir auch so vor, als wäre jemand bei mir in dieser Zeit außerhalb meines Körpers. Ich kann dieses Wesen mit niemandem in Verbindung setzen, den ich kenne oder kannte, aber es kam mir bekannt und beruhigend vor; es war wirklich das starke Gefühl, dass jemand mich am Arm nimmt, um mich zu führen oder zu beruhigen.

Ich kann mich erinnern, dass ich dachte, es sei das schöne Gefühl in meinem Leben. Ich hatte keine Schmerzen, keine Angst, war ganz unbekümmert. Manchmal fühle ich mich so für kurze Momente, wenn ich im Schlaf träume. Ich hatte kein Zeitgefühl; es könnte eine Minute gewesen sein oder fünf, ja sogar ein Jahr, seitdem ich bewusstlos war, aber irgendwann kam mir zum Bewusstsein, dass ich mitten in einer Geburt war und es wichtig war, dass ich zurückkomme, um diese Aufgabe weiterzuführen. Ich erinnere mich schwach an eine Stimme, die sagte, ich sollte „zurückkommen“. Und fast sofort war ich wieder da, als hätte man die Reißleine gezogen, und ich glitt direkt in meinen Körper zurück. Ich konnte sofort wieder pressen. Der Arzt machte weiter in seiner lockeren Art, während die Krankenschwester ein bisschen verdutzt aussah. Wie es sich herausstellte, ließ die Epiduralanästhesie nach, und ich fühlte viel mehr die ganze Geburt, obwohl sie eigentlich sehr wenig Schmerzen verursachte. Als der Kopf meiner Tochter herauskam, sagte der Arzt, dass die Nabelschnur zweimal um ihren Hals gewickelt sei und er sich schnell darum kümmern müsse. Nichts davon konnte mich trotzdem aus der Ruhe bringen. Als sie herauskam und auf meiner Brust lag, wusste ich, dass es Gott gibt.

Ich nehme an, es war das Haupterlebnis der ganzen Geschichte, aber ich hatte mich mit der außerkörperlichen Erfahrung eigentlich nicht beschäftigt, bis die Krankenschwester eine halbe Stunde später wieder in mein Zimmer kam. Mir war eindeutig klar, dass sie ein bisschen ausgeflippt war. Sie erwähnte, dass sie nie jemanden gesehen hätte, der während der Geburt einen Anfall hatte, und dass sie den Arzt fast übergangen hätte, um etwas dagegen zu tun. Sie meinte, er wäre auf meine Lage nicht eingegangen. Sie sagte sogar: „Ich dachte, Sie wären gestorben.“ Ich weiß aus Erfahrung, dass es nicht sehr einfach ist, über außerkörperliche Erfahrungen zu berichten, und es schien mir auch nicht an der Zeit, ihr von meiner kleinen Reise zu erzählen. So war es auch, bis ich drei Wochen nach der Geburt meiner Tochter mich wirklich damit befasste und über das Erlebnis nachdachte.

Ich bemühte mich, noch einmal in Gedanken zu erleben, was geschehen war, und nicht zu vergessen, was ich empfunden hatte. Ich genoss wirklich das Gefühl des Friedens, das ich empfand. Ich hatte kein bisschen Angst, als ich zu dem Gedanken kam, „loszulassen“ und nie wieder zurückzukommen. Ich wusste genau, dass Friede und scheinbar eine große Menge an Erkenntnissen auf mich warteten. Ich nehme an, dass das Erleben des Wunders meiner wunderschönen Kleinen mich zu der Überzeugung von der Existenz Gottes brachte. Im Lauf der Jahre habe ich durch meine Tochter viele Erfahrungen gemacht, die ich sonst nie gemacht hätte. Sie führte mich sogar dazu, dass ich mich vor ein paar Jahren taufen ließ, als ich schließlich den Eindruck hatte, ich sollte nicht nur die Existenz Gottes annehmen, sondern dass Er auch genau weiß, wie mein Leben verläuft.

Von Zeit zu Zeit erinnere ich mich an diesen Tag und erlebe ihn wieder. Ich habe darüber bei Freunden gesprochen und meistens reagierten sie seltsam. Ich mag es nicht, wenn ich als Spinnerin dastehe, und so lache ich, als wäre nichts gewesen. Einmal habe ich es meinem zweiten Mann erzählt. Ich weiß nicht mehr, wie ich dazu kam. Er hörte aufmerksam zu und meinte, dass mein Erlebnis spannend und glaubhaft sei. Ich erzählte ihm gern diese Geschichte und hatte den Eindruck, dass er verstand, was ich ihm sagen wollte. Manchmal brauche ich von anderen die Bestätigung, dass ich nicht verrückt bin, wenn ich glaube, dass es ein echtes Erlebnis war.

Hintergrundinformationen:

Geschlecht:    Weiblich.

Datum an dem die NTE stattfand:  15.05.1994

Gab es zum Zeitpunkt Ihrer Erfahrung ein damit zusammenhängendes lebensbedrohliches Ereignis?    Ja.   Geburt.    Anfall durch Mangel an Sauerstoff während der Geburt.     Lebensbedrohlich? Wahrscheinlich, in dem Sinn, dass ich mich entscheiden musste, ob ich „wiederkomme“, um meine Tochter zu gebären. Der Arzt tat so, als wäre der Anfall normal, während die Krankenschwester sehr besorgt um mich war.

NTE Elemente:

Wie betrachten Sie den Inhalt Ihrer Erfahrung?     Positiv.

Gab es irgendwelche Drogen oder Medikamente, welche die Erfahrung beeinflussen hätten können?   Ja.   Schmerzmedikamente während der Geburt.

War die Erfahrung auf irgendeine Weise mit einem Traum vergleichbar?   Ja, in dem Sinn, dass ich schwebte. Ich war aber keineswegs benebelt oder weggetreten. Ich war so klar wie noch nie.

Die Erfahrung beinhaltete:   Außerkörperliche Erfahrung.

Fühlten Sie sich von Ihrem Körper getrennt?   Ja.   Ich habe mich nicht wirklich getrennt von meinem Körper gesehen, aber es kam mir vor, als wäre ich vielmehr ich, nur leicht und immateriell.

Zu welchem Zeitpunkt während der Erfahrung erlebten Sie die höchste Ebene von Bewusstheit und Wachheit?     Die spirituelle Karyn war voll bewusst und klar.  Mir kam es vor, als konnte ich jeden Quadratzentimeter des Raumes, jede Anzeige der Geräte und ihre Funktionen wahrnehmen, sogar was die Leute dachten und fühlten. Der Körper von Karyn dagegen schien vollkommen unwichtig. Mein Körper hätte genauso gut klinisch tot gewesen sein können statt zu krampfen; soweit war mein Bewusstsein von ihm entfernt.

Schien die Zeit sich zu beschleunigen oder zu verlangsamen?   Alles schien gleichzeitig zu passieren; oder die Zeit blieb stehen oder verlor jede Bedeutung.   Ich nehme an, ich war weniger als 30 Sekunden außerhalb meines Körpers; es hätten aber auch ein oder 10 Jahre sein können. In diesem Zustand hatte ich kein wirkliches Zeitgefühl.

Hat sich Ihr Gehör auf irgendeine Weise von Ihrem normalen Gehör unterschieden?   Ja.   Ich hörte alles, doch die ganze Zeit schien es ruhig zu sein.

Gingen Sie in einen Tunnel hinein oder durch einen Tunnel hindurch?   Nein.

Begegneten Sie irgendwelchen (lebenden) oder verstorbenen Wesen, oder nahmen Sie sie wahr?     Ja.     Wie ich es schon sagte, war jemand bei mir. Ich weiß nicht, wer es war, aber sie waren mir keineswegs fremd. Ich verbinde diesen Geist oder dieses Wesen nicht mit einem verstorbenen Familienangehörigen, aber irgendwie kannte ich es.

Sahen Sie ein nicht irdisches Licht?     Nein. 

Schienen Sie in eine andere, nicht irdische Welt einzutreten?    Ein klar mystischer oder nicht irdischer Bereich.

Die Erfahrung beinhaltete:    Sehr emotional getönt.

Welche Emotionen verspürten Sie während der Erfahrung?     Ich war erfüllt mit Frieden, war ruhig und zufrieden.

Die Erfahrung beinhaltete:   Besonderes Wissen oder besonderen Zweck.

Schienen Sie plötzlich alles zu verstehen?     Alles über das Universum.     In dieser Zeit nahm ich alles wahr.  Wenn es um das Leben nach dem Tod geht, ist mein größter Wunsch das universelle Wissen. Davon hatte ich einen Vorgeschmack während meines Erlebnisses.

Erlebten Sie Szenen aus der Zukunft?     Nein.    

Die Erfahrung beinhaltete:   Grenze oder Punkt ohne Wiederkehr.

Erreichten Sie eine Begrenzung oder eine begrenzende physische Struktur?     Ja.     Es kam mir vor, als sollte ich diesen Raum nicht verlassen oder über die Decke gehen. Ich hätte es gern getan, wenn ich dazu ermutigt worden wäre.

Kamen Sie an eine Grenze oder an einen Punkt ohne Wiederkehr?   Ich kam an eine Barriere, die ich nicht überqueren durfte; oder wurde gegen meinen Willen zurückgeschickt.   Abgesehen davon, dass die Krankenschwester mir sagte, ich sollte „zurückkommen“, erinnere ich mich schwach daran, dass die Person oder der Geist, der bei mir war, mir sagte, ich sollte zurückgehen. Dann entschied ich mich sofort zurückzukommen.

Gott, Spiritualität und Religion:

Welche Religion hatten Sie vor Ihrer Erfahrung?     Unsicher.    Glaubte an Gott, aber stellte meinen Glauben oft in Frage. Hatte große Angst vor dem Tod, weil ich nicht wusste, was danach kommt.

Welche Religion haben Sie jetzt?     Konventionell   Evangelikale, wiedergeborene Christin, die weiß, dass es Gott gibt und jetzt kaum Angst vor dem Tod hat.

Gab es Veränderungen in Ihren Überzeugungen und Werten wegen Ihrer Erfahrung?    Ja.    Absolut.  Ich stelle nicht mehr die Existenz Gottes in Frage und, auch wenn ich nicht den Wunsch habe, jetzt schon von meiner Tochter getrennt zu werden, habe ich mit dem Gedanken Frieden, dass die kommende Welt ein wunderbarer Ort ist.

Betreffend unser irdisches Leben außerhalb der Religion:

Die Veränderungen in Ihrem Leben seit Ihrer NTE waren wie folgt:    Bereicherung.

Welche Veränderungen traten in Ihrem Leben auf nach Ihrer NTE?   Mein Glaube an Gott und an das Leben nach dem Tod.

Haben sich Ihre Beziehungen spezifisch verändert wegen Ihrer Erfahrung?   Ich denke, ich konnte dadurch eine wirklich spirituelle Person werden. Im Nachhinein kann ich sagen, dass dieses Erlebnis mir einen großen Frieden gegeben hat, den ich seitdem in mir spüre.

Nach der NTE: 

Erlebten Sie eine Veränderung bei der Furcht vor dem Tod wegen Ihrer Erfahrung?     Fragen über den Tod.

Erlebten Sie eine Veränderung in der Bestimmung/Ziel Ihres Lebens wegen Ihrer Erfahrung?     Sinn des Lebens.

War die Erfahrung schwierig mit Worten auszudrücken?    Unsicher.     Der Versuch zu beschreiben, wie ich alles sehen konnte, was im Raum passierte; dass ich alle Leute gleichzeitig sehen konnte, auch mich selber. Ich konnte scheinbar alles wissen, was um mich war. Für mich ist es klar, ich weiß aber nicht, ob ich es anderen so klar vermitteln kann.

Haben Sie irgendwelche übersinnlichen, außergewöhnlichen oder anderen besonderen Gaben nach ihrer Erfahrung, die Sie vor Ihrer Erfahrung nicht hatten?     Unsicher.   Ich habe eigentlich den Eindruck, als ich für psychische und paranormale Ereignisse offener als vor dieser Erfahrung. Vorher fielen psyschische Tests und Ähnliches selten gut aus, während ich mich jetzt scheinbar besser konzentrieren kann. Ich führe es vor allem darauf zurück, dass ich Jahre lang allein erziehende Mutter war. Manchmal konnte ich seitdem, wenn mein Leben problemlos und unbeschwert war, an die psychischen Gefühlszustände anknüpfen, die ich damals empfand. Meistens habe ich den Eindruck, wenn ich träume, dass ich in Verbindung mit Menschen bin, die verstorben sind. In diesen Träumen war ich in Verbindung mit Menschen, die ich nicht richtig kannte, wie z.B. mit Großeltern, die ich bisher nie getroffen hatte, und jetzt scheinbar gut kenne.

Gibt es einen Teil oder mehrere Teile Ihrer Erfahrung, die für Sie besonders bedeutsam oder signifikant sind?      Das Beste ist mein fester Glaube, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass ich eines Tages dahin komme. Das Schlechte ist der Gedanke, ich hätte eine schlechte Wahl getroffen, wenn ich nicht zurückgekommen wäre. Ich hätte soviel verpasst, besonders meine wunderbare Tochter. Dieser Gedanke macht mir etwas Angst.

Haben Sie diese Erfahrung jemals anderen mitgeteilt?    Ja.  Einige Leute, denen ich meine Geschichte erzählt habe und von denen ich dachte, dass sie nicht so gründlich mit ihrem eigenem Glauben sind, sind höflich, aber hinterlassen bei mir die ganze Zeit den Eindruck, dass sie mich für ein bisschen verrückt halten. Die Leute, denen ich am meisten vertraue, scheinen zu akzeptieren, was ich erzähle, und scheinen grundsätzlich bereit zu sein, mehr davon zu erfahren. Ich bin nicht ganz sicher, dass meine Erfahrung irgendjemand beeinflussen kann; ich kenne aber welche, die mir sagen, sie würden gerne so etwas erleben.

Hat irgendwann in Ihrem Leben irgendetwas je einen Teil der Erfahrung reproduziert?     Nein.    Nicht danach, aber vor diesem Erlebnis hatte ich eine kurze außerkörperliche Erfahrung, als ich an der Realschule war. Eine Klassenfreundin hatte mir erzählt, sie könnte mich in Ohnmacht fallen lassen, indem sie ihre Hände um den Hals legt. So dumm wie ich war, dachte ich, dass es Spaß machen würde. Das geschah in der Gegenwart anderer Schüler, und als ich ohnmächtig wurde, war ich auf einmal hinter allen den Schülern, die zusahen, wie ich in Ohnmacht auf den Boden fiel.