Tammi V NTE
Home Page Aktuelle NTEs NTE teilhaben



Erfahrungsbeschreibung:

Mein Mann und ich lagen im Bett und sahen fern. Ich rollte mich zu ihm, um mich an ihn zu kuscheln, da passierte es. Es fühlte sich an als hätte ein Speer oder ein Schwert durch meinen Unterleib geschnitten, von einer Hüfte zur anderen. Der Schmerz war so stechend, dass ich tatsächlich nachgeschaut habe, ob ich blute, obwohl das ja gar sein konnte. Der Schmerz liess ein bisschen nach und ich dachte, ich könnte vielleicht damit klarkommen. Aber ich verbrachte die ganze Nacht damit, eine bequeme Stellung zu finden, mit dem gelegentlichen scharfen Schmerz, der mich daran erinnerte, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich hätte mich einweisen sollen in dieser Nacht, aber ich dachte, mit der Zeit wird es vielleicht besser. Ein Spital war so teuer und so versuchte ich alles, um nicht dort hingehen zu müssen. Also blieb ich zu Hause.

Am nächsten Morgen war der intensive Schmerz immer noch da. Inzwischen war er stärker und hielt länger an als vorher. Meine Wohnung ist behindertengerecht gebaut und ich schwöre, ich habe mich offenbar so sehr an die Stange neben der Toilette geklammert, dass sie nachher eine Beule hatte. Jetzt war es wirklich an der Zeit, in den Notfall zu gehen. Ich habe eine schlimme Hüfte und deshalb Schmerzen, wenn ich längere Strecken gehen muss. Zum Glück haben wir einen Rollstuhl, weil ich nicht am Sofa vorbei gehen konnte. Ich kollabierte beinahe in meinem Schlafzimmer, als ich versuchte, mich anzuziehen. Schliesslich setzte mich mein Mann in den Rollstuhl und fuhr mich zum Auto. Diese Autofahrt waren die längsten 20 Minuten meines Lebens. Als wir den Notfall erreichten, verschwendeten sie keine Zeit mit der Aufnahme, sondern machten sofort eine gefühlte Million Tests: Röntgenaufnahmen, CT-Scans und mehr Blutuntersuchungen als man sich vorstellen kann. Ich kann mich an eine Menge gar nicht mehr erinnern, nachdem sie mich richteten für eine Notfall-Untersuchungsoperation. Es war angsteinflössend.

Als nächstes erinnere ich mich an eine dunkle Leere. Da war kein Tunnel, und auch keine lächelnde Familie oder ein schnurrendes Kätzchen. Ich war in der Gegenwart eines Wesens, obwohl ich nicht glaube, ‘er’ war ein Engel. Er war gross, mit sehr langen Armen und Beinen. Er hatte eine fleckige, grau-grüne Farbe und seine Haut war lederig. Er hatte Flügel, die von seinen Armen hingen und an seinem Oberkörper befestigt waren wie Fledermausflügel. Ich sah sein Gesicht nie. Es war, als würde ich aus beiden Sichtweisen sehen, meiner eigenen und derjenigen eines Zuschauers von oberhalb und hinter dem Wesen. Ich hatte keine Angst vor ihm. Ich realisierte, weshalb ich da war, dass ich offenbar die Operation nicht überlebt hatte. Das Wesen kam auf mich zu, legte seine Arme/Flügel sanft um mich herum, sagte kein Wort zu mir. Als er mich enger in seine Umarmung zog, drehte ich meinen Kopf und legte meine Wange an seine Brust. Ich hatte keine Angst. Stattdessen akzeptierte ich es und war bereit, loszulassen und mein Leben herzugeben. Ich war ein bisschen traurig, meine Familie zu verlieren, aber ich wusste auch, es würde ihnen gut gehen. Ich fühlte mich friedlich und ruhig. Dann hatte ich das Gefühl, als würde ich aus seiner Umarmung weggezogen. Er hielt mich nicht fest, widersetzte sich nicht meinem Rückzug. Er hielt mich nur einfach lose fest, als ich weggezogen wurde.

Ich wachte auf der Intensivstation auf, immer noch intubiert. Es schien so, als wäre es unmittelbar, nachdem ich vom Wesen weggezogen worden war. Die nächste Woche meines Lebens war eine surreale Hölle.

Ein Patient auf der Intensivstation direkt neben mir schrie die ganze Zeit ‘SCHMERZ! SCHMERZ!‘. Er hatte eine zerebrale Lähmung. Er war verängstigt, verwirrt und er hatte Schmerzen. Nachdem ich auf die Allgemeinstation gebracht wurde, wurde er ebenfalls dorthin gebracht. Es waren unprofessionelle, gemeine Schwestern und Assistenten, die immer wieder kamen und gingen, in einer endlosen Parade von Türklopfen. Meine Infusionen schlugen andauernd Alarm. Ich hatte einmal sieben Schläuche, die in meinen Venen steckten. Es schien, als würden sie keine Gelegenheit auslassen, mir neue Nadeln und Infusionen zu stecken. Sie nahmen sie heraus und eh‘ ich mich’s versah, kam das Medizinpersonal wieder zurück, um mir ein neues Set zu setzen. Sogar die Infusionstherapeutin wurde wütend, weil sie mir nicht noch mehr weh tun wollte. Eine meiner Schwestern hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, weil sie mir keine Zeit gaben für ein bisschen Schlaf zwischen dem Türklopfen und dem ‚SCHMERZ‘-Typen. Sie klebte eine Notiz an die Tür, dass man mich doch bitte ein paar Stunden schlafen lassen solle, und keine zwei Minuten später klopfte es wieder an die Tür von einer Assistenzschwester, die den Wagen in meinem Zimmer auffüllen wollte. Sie hatte die Notiz nicht einmal gesehen. Mein Mann sorgte dafür, dass sie das Zimmer sofort wieder verliess.

Das jedenfalls ist meine Geschichte. Sie ist etwa 3 Monate her und ich bin immer noch daran, mich zu erholen. Es wird in der Zukunft noch mehr Operationen geben. Ich denke jeden einzelnen Tag an dieses Ereignis. Ich werde ‚ihn‘ nie vergessen, und auch kein Detail dieser Erfahrung. Ich kann sagen, dass ich keine Angst vor dem Tod mehr habe. Allerdings kämpfe ich jeden Tag damit, hier zu leben, im Wissen, dass es auf der anderen Seite etwas gibt, das Frieden bringt. Ich realisiere auch, dass das Leben ein vorübergehender Zustand ist. Ich will mich nicht beeilen, ich habe noch zu viele Lektionen, die ich lernen soll. Aber manchmal fühle ich mich überwältigt. Ich weiss, dass alles hier, in diesem Reich, eines Tages verschwunden sein wird. Auf die andere Seite zu gehen bedeutet, ich werde frei von dieser Welt sein mitsamt ihren Verantwortlichkeiten und ihrem Herzschmerz. Es wirkt alles jetzt so belanglos auf mich. Ich bin zum Beispiel nicht reich, aber habe auch nicht mehr das Gefühl, dass das wichtig ist. Niemand kann davon etwas mitnehmen.

Hintergrundinformationen:

Geschlecht: Weiblich

Datum an dem die NTE stattfand: 06.11.2019

Gab es zum Zeitpunkt Ihrer Erfahrung ein damit zusammenhängendes lebensbedrohliches Ereignis? Ja Mein Dickdarm brach durch; ich hatte eine Blutvergiftung. Ich verlor zwei Fünftel meines Dickdarms und meiner Niere. Mein Dickdarm brach durch und verursachte die Blutvergiftung. Ich verlor zwei Fünftel meines Dickdarms und meiner Niere. Ich bekam eine Fäkalulkusperforation. Das ist das Schmerzhafteste, was ich je erlebt habe. Ich war vier Tage lang auf der Intensivstation und weitere drei Tage auf der Allgemeinabteilung. Dann musste ich eine Woche später noch einmal vier Tage einrücken, weil meine Blutwerte bei einem Kontrolltermin wieder schhlecht waren.

NTE Elemente:

Wie betrachten Sie den Inhalt Ihrer Erfahrung? Weder angenehm noch unangenehm.

Fühlten Sie sich von Ihrem Körper getrennt? Ich verließ ganz klar meinen Körper und existierte außerhalb davon

Wie war Ihre höchste Ebene von Bewusstheit und Wachheit während Ihrer Erfahrung, im Vergleich mit Ihrer Bewusstheit und Wachheit im Alltag? Mehr Bewusstheit und Wachheit als normal Ich fühlte mich als wäre ich ein Teil von wo oder wer auch immer das war, als wäre ich ein Teil des Gewebes.

Zu welchem Zeitpunkt während der Erfahrung erlebten Sie die höchste Ebene von Bewusstheit und Wachheit? Es war kurz. Mein Bewusstseinslevel war während der ganzen Erfahrung immer gleich.

Erhöhte sich die Geschwindigkeit Ihres Denkens? Nein

Schien die Zeit sich zu beschleunigen oder zu verlangsamen? Die Zeit schien schneller oder langsamer zu fließen Ich bin sicher, es dauerte überhaupt nicht lange, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.

Waren Ihre Sinne Lebhafter als gewöhnlich? Nein

Hat sich Ihr Sehen auf irgendeine Weise vom normalen Sehen unterschieden? Kein Unterschied.

Hat sich Ihr Gehör auf irgendeine Weise von Ihrem normalen Gehör unterschieden? Kein Unterschied.

Schienen Sie Dinge zu bemerken, die sich an einem anderen Ort zutrugen? Nein

Gingen Sie in einen Tunnel hinein oder durch einen Tunnel hindurch? Nein

Begegneten Sie irgendwelchen (lebenden) oder verstorbenen Wesen, oder nahmen Sie sie wahr? Nein

Sahen Sie ein strahlendes Licht, oder fühlten Sie sich davon umgeben? Nein

Sahen Sie ein nicht irdisches Licht? Nein

Schienen Sie in eine andere, nicht irdische Welt einzutreten? Ein klar mystischer oder nicht irdischer Bereich

Welche Emotionen verspürten Sie während der Erfahrung? Frieden. Ruhe. Eine kleine Traurigkeit.

Hatten Sie ein Gefühl von Frieden oder Wohlgefühl? Erleichterung oder Ruhe

Hatten Sie ein Gefühl von Freude? Nein

Hatten Sie ein Empfinden von Einheit oder Harmonie mit dem Universum? Ich fühlte mich nicht länger im Konflikt mit der Natur

Schienen Sie plötzlich alles zu verstehen? Alles über mich oder andere Ich verstand, dass weltliche Begehrlichkeiten, Schmerz, Geld und all diese Dinge der Welt nicht wichtig sind. Ich sehe jetzt die Menschen, wie sie kämpfen um zu überleben und Geld zu verdienen, und ich weiss es einfach. Ich halte meinen Mund, lasse sie reden und machen.

Erlebten Sie Szenen aus Ihrer Vergangenheit? Nein

Erlebten Sie Szenen aus der Zukunft? Nein

Erreichten Sie eine Begrenzung oder eine begrenzende physische Struktur? Nein

Kamen Sie an eine Grenze oder an einen Punkt ohne Wiederkehr? Ich kam an eine definitive, bewusste Entscheidung, wieder ins Leben zurückzukehren.

Gott, Spiritualität und Religion:

Welche Religion hatten Sie vor Ihrer Erfahrung? Unsicher Wicca

Haben sich Ihre religiösen Praktiken seit Ihrer Erfahrung verändert? Nein

Welche Religion haben Sie jetzt? Ungebundene Agnostikerin

Enthielt Ihre Erfahrung Merkmale die mir Ihren irdischen Überzeugungen übereinstimmten? Inhalte die insgesamt nicht mit den Überzeugungen die Sie zum Zeitpunkt Ihrer Erfahrung hatten übereinstimmten Ich bin keine Christin, ich bin Wiccca-Anhängerin. Diese Erfahrung hat in mir den Glauben gefestigt, dass wir alle Teil des gleichen Gewebes sind. Es gibt keine einzig wahre Religion, ausser Liebe und die Wertschätzung der Erde und all ihrer Kinder.

Gab es Veränderungen in Ihren Überzeugungen und Werten wegen Ihrer Erfahrung? Ja Leben ist vorübergehend. Aber ich kann sagen, dass ich immer noch damit kämpfe zu verstehen, weshalb ich immer noch hier bin. Was ist meine Aufgabe?

Sahen Sie verstorbene oder religiöse Geister? Nein

Begegneten oder bemerkten Sie irgendwelche Wesen, die vormals auf der Erde lebten und die namentlich in Religionen beschrieben werden (z.B.: Jesus, Mohammed, Buddha usw.)? Nein Siehe Erfahrung

Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung Informationen über eine Existenz vor der sterblichen Existenz? Nein

Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung Informationen eine universale Verbundenheit oder Einheit? Ja Das Wesen, dem ich begegnet bin, ist nicht von dieser Welt. Ich glaube ganz und gar, dass er aus einem anderen Reich war.

Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung Informationen über die Existenz Gottes? Nein

Betreffend unser irdisches Leben außerhalb der Religion:

Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung besonderes Wissen oder Informationen über Ihre Bestimmung/Ihr Ziel? Ja Mir wurde der vorübergehende Zustand des Lebens bewusst gemacht, und dass alles hier im Grunde überflüssig ist.

Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung Informationen über den Sinn des Lebens? Nein

Glauben Sie nach Ihrer Erfahrung an ein jenseitiges Leben? Unsicher Ja Mir wurde nichts gesagt über ein Leben nach dem Tod. Aber ich wusste, ich war tot und das Wesen hiess mich willkommen. Deshalb weiss ich, dass es etwas jenseits dieser Erfahrung gibt, wenn ich tatsächlich sterbe.

Erhielten Sie Informationen wie wir unsere Leben leben sollen? Nein

Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung Informationen betreffend die Schwierigkeiten, Herausforderungen und Nöte des Lebens? Nein

Erhielten Sie während Ihrer Erfahrung Informationen über Liebe? Nein

Welche Veränderungen traten in Ihrem Leben auf nach Ihrer NTE? Unsicher

Haben sich Ihre Beziehungen spezifisch verändert wegen Ihrer Erfahrung? Nein

Nach der NTE:

War die Erfahrung schwierig mit Worten auszudrücken? Ja Es ist schwierig, das jemandem zu erklären, der das nie erlebt hat, ohne dass es sich anfühlt oder tönt, als wäre es eine Fantasie.

Wie genau erinnern Sie sich an die Erfahrung im Vergleich zu anderen Lebensereignissen die um dieselbe Zeit stattfanden? Ich kann nicht sagen, wie meine Erinnerung an die Erfahrungen im Vergleich zu meiner Erinnerung an andere Lebensereignisse aus dieser Zeit sich unterscheidet

Haben Sie irgendwelche übersinnliche, außergewöhnliche oder andere besondere Gaben nach ihrer Erfahrung, die Sie vor Ihrer Erfahrung nicht hatten? Unsicher Ich hatte immer das Gefühl, ich sei empathisch. Aber das scheint sich nach dieser Erfahrung nicht vergrössert zu haben.

Gibt es einen Teil oder mehrere Teile Ihrer Erfahrung, die für Sie besonders bedeutsam oder signifikant sind? Das Bedeutendste war, wie ich akzeptierte, dass ich in der Umarmung des Wesens war. Es war behaglich und warm.

Haben Sie diese Erfahrung jemals anderen mitgeteilt? Ja Ich denke, ich habe es meinem Ehemann erzählt, als ich immer noch im Spital war, aber nicht sehr detailliert. Ich habe es auch auf Facebook in einer NTE-Gruppe geteilt. Mein Ehemann hat mir zu 100% geglaubt.

Hatten Sie vor Ihrer Erfahrung irgendein Wissen über Nah-Tod-Erfahrungen (NTE)? Ja Nur aus dem Fernsehen und von Filmen. Ich denke nicht, dass es einen Einfluss auf mich hatte, weil meine Erfahrung überhaupt nicht so war, wie das, was man normalerweise darüber hört oder liest.

Wie beurteilten Sie die Realität Ihrer Erfahrung kurz nachdem sie stattfand (Tage oder Wochen)? Erfahrung war definitiv real Es ist jetzt über drei Monate her seit der Operation. Ich habe kein einziges Detail verändert in meiner Erfahrung und ich bin mir sicher, sie war real.

Wie beurteilen Sie die Realität Ihrer Erfahrung jetzt? Erfahrung war definitiv real Ich habe kein einziges Detail verändert in meiner Erfahrung und ich bin mir sicher, sie war real.

Hat irgendwann in Ihrem Leben irgendetwas je einen Teil der Erfahrung reproduziert? Nein