ERINNERUNGEN AN MEINEN TOD UND SEINE AUSWIRKUNGEN AUF MEIN LEBEN
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Erfahrungsbeschreibung:

Im Wintersemester meines vorletzten Studienjahres an der Universität von Nord Colorado besuchte ich einen Tenniskurs.  Es war zu kalt, um die Plätze im Freien zu bespielen und deshalb schlugen wir die Bälle gegen die Wand des Turnsaals. Plötzlich begann ich  meine Migräne zu spüren und der Schmerz  intensivierte sich. Ich bekam es mit der Angst  zu tun, als ich begriff, dass der Schmerz bis zum Ende der Tennisstunde nicht mehr erträglich sein würde. Man hatte mir ein Medikament verschrieben, das ich immer bei mir trug und das ich verwenden konnte, wenn ich es nicht mehr aushalten konnte. Ich würde nach der Einnahme 24 Stunden schlafen. Ich musste in mein Zimmer zurück, ich spürte, ich konnte nicht mehr warten. Ich nahm das Medikament ein, da ich annahm, ich würde zusammenbrechen und hoffte, irgendwie würde mich irgendjemand ins Zimmer bringen.

So lang ich mich erinnern konnte, litt ich an Kopfschmerzen.  In der Pubertät verschlimmerte sich mein Zustand. Ich musste sogar ins Spital zur Untersuchung, um den  Verdacht auf Gehirntumor auszuschließen. Ich bekam psychologische Beratung, nachdem ein Arzt der Meinung war, dass die Beschwerden stressbedingt seien. Schließlich nahm ich täglich Inderal ein, verwendete Cafergot beim Einsetzen der Migräne und nahm Darvon alle vier Stunden, wenn ich Schmerzen hatte. Meine Migräneschmerzen hielten wochenlang an. Ich hatte große Angst vor den Schmerzen und war überzeugt, dass etwas mit mir überhaupt nicht stimmte,  und dass ich niemals das Alter von 20 Jahren erleben würde. Ich begriff, dass ich einfach weiter machen müsse, mein Leben planen, in die Zukunft schauen und erwachsen werden.  Es war ungefähr acht Monate nach diesem Meilenstein, dass ich während der Tennisstunde das Medikament einnahm, welches ich mir für die Bekämpfung der größten Schmerzen aufsparte.  Ich schoss den Ball weiter gegen die Wand und spürte wie mein Körper betäubt wurde. Ich kann mich dann noch erinnern, wie ich in mein Zimmer ging, allerdings war das nur ein kurzer Augenblick. Ich ging allein an der Buchhandlung vorbei den Hügel hinauf. Dann erinnere ich mich daran, wie ich in meinem Zimmer war  und mir Gedanken über mein Referat machte, welches ich bald abgeben musste,  ich musste nur die erste Seite tippen und es wäre dann geschafft. Ich machte mir Gedanken, ob ich das Medikament tatsächlich genommen hatte oder nur daran gedacht hatte, es zu nehmen. Ich versuchte mich zu erinnern, aber es gelang mir nicht.

Ich kam zur Überzeugung, dass ich es nicht genommen hatte, weil ich noch immer munter war und starke Schmerzen spürte. Deshalb nahm ich noch eine Dosis und setzte mich an meine Schreibmaschine um meine Arbeit abzuschließen. Ich würde nur wenige Minuten brauchen, um die erste Seite zu tippen und ich wusste aus Erfahrung, dass das Medikament erst später wirken würde. Einige Augenblicke später verlor ich die Kontrolle über meinen Körper und fiel nach vorne in die Tastatur der Schreibmaschine. Ich war noch bei Bewusstsein  und konnte die Migräne spüren, aber ich konnte mich nicht bewegen oder irgendetwas vom Hals abwärts spüren. Ich lag einfach hilflos danieder. Ich versuchte nach Hilfe zu rufen, aber eine Reinigungsfrau saugte mit dem Staubsauger den Korridor  und niemand konnte meine Schreie hören.

Sobald der Staubsauger abgeschaltet war, rief ich nochmals um Hilfe und ein Student hörte mich.  Vorsichtig betrat er das Zimmer und ich bat ihn, mir zu helfen in mein Bett zu steigen. Ich sagte ihm, dass ich gelähmt war. Er zog mich weg von der Schreibmaschine und richtete mich im Stuhl auf, aber dann ließ er mich los und ich fiel nach vorne und krachte wieder in die Tastatur der Schreibmaschine. Er wusste nicht, was er tun sollte und holte Hilfe. Als er wieder kam, hatte er einen Freund dabei.   Beide mühten sich ab, mich die kurze Entfernung zum Bett zu schleppen. Sobald ich in meinem Bett lag, gingen sie weg und ich schlief sofort ein. Als ich schlief, bemerkte ich, wie ich vollkommen ohne Schmerzen war. Ich begriff, dass ich niemals in meinem ganzen Leben ohne irgendwelche körperlichen Schmerzen war.  Es war ein überwältigendes Gefühl. Ich konnte die Migräne nicht mehr spüren oder das Bett unter mir oder die Kleidung auf dem Körper oder sogar meinen Kopf am Polster. Es war eine große Erleichterung. Zur gleichen Zeit überkam mich ein Gefühl von Frieden, Zufriedenheit, Freude, Glück und Liebe.  Es gibt nichts, womit ich anderen Menschen ausreichend erklären könnte, wie wunderbar sich alles anfühlte, aber ich erinnere mich ganz genau daran, obwohl mehr als 20 Jahre seit diesem Tag vergangen sind.

Eine Verwandlung fand auch in meinem Kopf statt. Ich war vollkommen munter und sehr interessiert an meiner Erfahrung, aber mein Kopf war nicht so wie  er früher immer war. Ich verstand ganz genau was passierte – ich wusste, dass ich gestorben war, aber ich hatte nicht einmal einen Schimmer von Angst oder Ungewissheit oder Unwillen.  Als ich all das spürte, wurde ich von meiner Kommilitonin abgelenkt. Tina betrat das Zimmer, sah mich “schlafend” in meinem Bett und kletterte dann in ihr Stockbett hinauf. Ich wunderte mich, wie sehr das Bett schaukelte, aber ich hatte keinen Schmerz gespürt.  Ich beobachtete sie, wie sie nach der Bibel griff, die Seite mit den Psalmen öffnete und zu lesen begann. Während ich über ihre Schulter blickte, um zu sehen, was sie las, begriff ich, dass ich nicht mehr in meinem Körper war. Ich blickte hinunter auf meinen Körper im unteren Stockbett, schaute wieder  zu Tina hin und dachte: ”Sie weiß nicht einmal, dass ich tot bin!” Der Gedanke amüsierte mich.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit nicht mehr auf das Zimmer und es gab eine Zeitperiode (die Zeit war keine Realität mehr) ,in der ich friedlich ruhte. Es mag in dieser Zeit gewesen sein, als  Wissen in mich strömte, an das ich mich später erinnerte aber ich erinnere mich nicht daran, etwas gelernt zu haben. Ich bemerkte nicht einmal  das Gefühl der Bewegung, bis ich einen schwachen Schein eines Lichts in der Ferne zu sehen begann, und ich begriff, dass ich in der Dunkelheit war  und mich auf das Licht zu bewegte. Wenn ich jetzt daran denke, erinnert es mich an  die Zeit, als ich ein Kind war und wir lange kurvenreiche Tunnels in den Hügeln über unserem Internat in Kenia erforschten. Diese Tunnels waren schwärzer als alles, was ich gesehen hatte. Ich hatte Angst, weil ich nichts sehen konnte, ich hatte Angst vor den Geräuschen und dem Wissen, dass die Tunnels voller Fledermäuse waren. Ich erinnere mich an das Gefühl der Erleichterung, als ich zuerst  einen hellen Punkt in der Ferne sah. Meine Ängste verschwanden, sobald das Licht immer größer wurde.  Diese Kindheitserinnerung ist ähnlich der visuellen Erfahrung bei der Annäherung an das Licht, aber die Gefühle und Emotionen waren total anders.  Ich spürte ein herrliches Gefühl, was ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte.

Als das Licht immer heller wurde und die Dunkelheit überstrahlte, kam ich  an einen Ort, der über die Maßen schön war. Vor einigen Jahren hatte ich die herrliche Landschaft des Lake District  in Nordengland gesehen und  die Schönheit der Landschaft genossen. Aber der Ort, an den ich kam als ich starb, war noch viel schöner. Es gab sanfte Hügel und Täler  von Bächen durchflossen. Das Gras war grüner als jeder Rasen beim reichsten Nachbarn.  Es war ein wunderbarer sonniger Tag und ich ging dahin und genoss meine Umgebung.  Ich war allein, aber ich nahm diese Einsamkeit nicht wahr. Ich fühlte mich nicht allein, aber wenn ich an diese wunderschönen Hügel denke, habe ich keine Erinnerung an eine andere Person, bis ich einen Mann bemerkte, der hinter einer Steinmauer stand. Es gab soviel, das ich sofort verstand. Ich hatte nicht die Beschränkungen des menschlichen Geistes. Ich wusste, dass der Mann auf der anderen Seite der Mauer mich zu Gott bringen würde. Ich wusste, dass meine Erfahrung auf meinen Nöten basierte. Ich sah jemanden, dem ich vertrauen konnte. Ein anderer würde sehen, was man sehen musste. Früher (als ich noch als Mensch dachte) hatte ich nur eine vage Vorstellung von einem Leben nach dem Tode, aber als ich da war, war ich an einem Ort, den ich wieder erkannte und der Mann war jemand, den ich schon immer gekannt hatte.  Ich wusste, wohin ich ging und was kommen würde und ich war vor Freude überwältigt.

Der Mann war lässig gekleidet  - mit Jeans und einem losen Hemd. Er war sanft,  voll Mitleid und auf mich konzentriert. Ich sah in seine Augen und plötzlich wusste ich, dass meine Zeit zu sterben noch nicht gekommen war. Ich war wie betäubt, ich wusste, wenn ich über die Mauer kletterte, konnte ich fortschreiten – ich hatte die Wahl, aber er und ich, wir beide wussten, ich musste zurück.  Als er mich anblickte, sagte ich: “Meine Zeit ist noch nicht gekommen.” Und er erwiderte: “So ist es.”

Man würde auf unzähligen Seiten beschreiben können, was ich erlebte und was ich erfuhr und trotzdem  schien sich alles innerhalb eines Augenblicks abzuspielen. Ich hatte nur einen winzigen Splitter des Lebens nach dem Tod erfahren und doch war es eine tiefgehende Erfahrung.

Sobald ich wusste, dass ich zurück musste, fühlte ich, wie ich in meinen Körper  hineingestoßen wurde. Es war ein  gewaltsamer, schmerzlicher und beängstigender Augenblick. Jedes Mal,  wenn ich an diesen Augenblick denke, sogar jetzt nach all diesen Jahren, weine ich. Ich konnte nicht glauben, dass ich es mir ausgesucht hatte, zurückzukehren.  Hatte ich den Schmerz, den Stress, die Angst und die Begrenzung des Menschseins vergessen? (JA!) Wie konnte ich den Frieden, die Liebe und Freude, die Schönheit, die ich erlebt hatte, zurücklassen. Ich wusste, ich hätte die Mauer übersteigen können. Ich hätte weitergehen können. Was für ein Narr war ich doch, dies alles aufzugeben!

Zur gleichen Zeit als ich meinen Entschluss bedauerte, war ich überwältigt durch meine menschliche Todesangst. Ich wusste, dass ich gestorben war und ich hatte Angst. Obwohl ich  eine klare Erinnerung an das Leben nach dem Tode hatte, wurde ich von den Ängsten, die ich immer schon gehabt habe, gequält und es schien, als könnte ich mein Erlebnis im Augenblick nicht gut verarbeiten.

Als meine Zimmerkommilitonin vom oberen Stockbett herunterkletterte, wurde ich durch das Rütteln des Gestells  von einem intensiven Schmerz “geweckt”.  Ich erinnerte mich daran, wie schmerzfrei ich war, als sie hinaufgeklettert war. Die Worte begannen aus meinem Mund zu strömen, als ich versuchte ihr zu erklären, was passiert war.  Ihre erste Reaktion war, dass sie mir gar nicht glaubte. Als ich ihr sagte welchen Teil der Bibel sie gelesen hatte, während ich  im unteren Bett “schlief”, konnte sie mir keine Antwort geben. Sie vermied jede weiteren Gespräche, aber sie muss Hilfe geholt haben.

Eine Vertrauensstudentin, die die Aufsicht hatte über alles, was in unserem Stockwerk passierte, kam herein. Sie war nicht richtig mit mir befreundet, aber ich respektierte sie. Sie hörte mir zu und versuchte mich zu verstehen. Ich bat sie, mich nicht einschlafen zu lassen.  Ich sagte zu ihr, dass ich, wenn ich nochmals vor der gleichen Wahl stehen würde nicht mehr zurückkehren würde. Schließlich ging sie weg und ich  konnte schlafen, aber ich bekam keine zweite Chance zu sterben.

Ich hatte noch nie von jemandem gehört, der etwas Ähnliches wie ich erlebt hatte. Ich fühlte mich allein gelassen und verwirrt. Bald hatte ich keine Lust mehr, über meine Erfahrung zu berichten, weil die Reaktion der Leute so negativ und verletzend war.  Aber ich begann zu begreifen, dass meine Erfahrung mich eine Menge gelehrt hatte. Als ich  an die Schmerzfreiheit und an das wunderbare Gefühl des Friedens dachte, verlor ich die Angst vor dem Tod, die ich immer gehabt hatte. Diese Angst ist niemals zurückgekehrt. Ich weiß, was mich erwartet und ich sehne mich danach, wieder dorthin zu kommen.  Es ist mir bewusst, dass ich aus einem bestimmten Grund zurückgekehrt bin. Ich weiß nicht, was der Sinn ist, aber ich bin überzeugt, dass ich es vollkommen begriffen habe, bevor ich zurückkehrte. Ich verstehe auch, dass ich die Erinnerung daran verlieren musste.  Eine der größten Gaben meines  kurzen Hineinschauens in das Leben nach dem Tod ist der Trost, den ich habe, wenn ein Freund oder Familienmitglied stirbt. Mein Kummer ist real, das Bewusstsein des Verlustes auch, trotzdem weiß ich, dass sie (die Verstorbenen) frei und voller Freude sind.

Obwohl ich selten mein Todeserlebnis mit anderen besprach, versuchte ich manchmal darüber zu sprechen, was ich durch meine Erfahrung gelernt habe und da werde ich mir bewusst, dass ich viel mehr darüber weiß, als ich mich erinnern kann, aber das, was ich behalten habe, ist  sonnenklar. Das größte Hindernis beim Weitergeben der Erfahrung besteht darin, die richtigen Worte zu finden.   Sogar  wenn ich das Erlebnis jetzt beschreibe, wird es mir  schmerzlich bewusst, dass es mir nicht einmal annähernd gelingt, zu beschreiben, was passiert ist, wie ich es empfand und was ich daraus  lernte.

Meine religiösen Anschauungen  haben sich total verändert.  Ich bin in einem christlichen Heim aufgewachsen und habe es mir zur Aufgabe gemacht, Christus nachzufolgen, als ich 10 Jahre alt war.  Meine Eltern waren Missionare in Ostafrika. Manchmal hatte ich mich fern von Gott gefühlt, oder ich hatte mich aufgelehnt gegen die Moral, in der ich erzogen wurde, aber  ich betrachtete mich noch immer als Christin. Ich glaubte, dass die Bibel das Wort Gottes war und dass der Auftrag Jesus Christus nachzufolgen mich vor der ewigen Hölle retten würde. Manchmal hatte ich strittige Fragen bezweifelt, die die Religionen von einander trennen oder verschiedene theologische Vorstellungen oder Heilsauffassungen bezweifelt.  Während meines Todes gewann ich eine Einsicht, die mich nicht nur sehr weit von meinen früheren Glaubensvorstellungen  wegbrachte, sondern auch in vielen Dingen solche Glaubensvorstellungen  als nichtig zu erachten. Seitdem ich solche neuen Erkenntnisse gewonnen habe, habe ich manchmal ignoriert, was ich an Glaubensvorstellungen gelernt habe und an die ich mich seit meiner Kindheit geklammert hatte und manchmal habe ich  Glaubensvorstellungen aufgegeben, von denen ich weiß, dass sie menschlichen und nicht göttlichen Ursprungs sind. Es war nicht leicht für mich das zu verarbeiten, was ich gelernt habe.

Ein Ergebnis ist, dass ich viel offener für Glaubensvorstellungen bin, die von meiner eigenen abweichen, weil ich weiß wie beschränkt der menschliche Geist ist. Ich weiß, dass sich Gott uns zeigen wird, wie unsere Nöte und Glaubensvorstellungen es bedingen. Gott selbst, in der Gestalt von Jesus gab sich große Mühe, dass seine nächsten Jünger ihn verstanden. In der Nacht vor seinem Tod war seine Enttäuschung groß, als er begriff, dass sie ihn einfach nicht verstanden, dass seine Zeit zu Ende war.  Jesus war beschränkt durch seine Menschlichkeit. Der Heilige Geist ist beschränkt durch unsere Menschlichkeit.
Obwohl die  Bibel durch Gott inspiriert wurde, wurde sie von Menschenhand geschrieben und wird von Menschen gelesen. Sie ist begrenzt dadurch, dass sie in Worten spricht.  Sie ist tiefgehend, aber begrenzt. Sie hilft uns das zu verstehen, was über unser Verstehen hinausgeht. Die Freude, der Frieden, das Glück, die Zufriedenheit und Liebe  helfen uns zu verstehen, was unser Verstehen übersteigt. Die unverdiente, bedingungslose, Liebe Gottes, die wir gar nicht verdienen, liegt jenseits unserer Auffassungsgabe. Die Vorstellung der Rettung ist unser Versuch etwas auszudrücken was für uns bestimmt ist. Unser Verständnis von Rettung, soviel wir auch darüber debattieren, kommt Gottes Realität nicht einmal in Ansätzen nahe.  Ich versuche nicht mehr die Wahrheit zu suchen, weil ich weiß, dass wir einmal alle verstehen werden, wie die Wahrheiten zusammen passen.

Die Kirche (Religion) ist das, was wir getan haben, um zu verstehen, was jenseits unseres Verstehens ist – Grenzen dem Grenzenlosen zu setzen – um zu kontrollieren, was nicht zu kontrollieren ist. Religion ist das Ergebnis unserer Unfähigkeit, Spiritualität zu begreifen.  Und  sie nährt uns, sie hilft uns Gott näher zu kommen, sie ist unser Rettungsanker, sie hilft uns in unserem Verständnis. Sie kann uns auch Schmerz, Trennung und Verwirrung bringen.

Ich bestreite keine religiösen Überzeugungen. Ich versuche nicht die Gültigkeit meiner Erfahrung zu beweisen. Ich versuche zu vermeiden, dass kirchliche Regeln und Satzungen  einen negativen Einfluss auf  meine Überzeugungen haben. Ich versuche mit Gott in eine Beziehung zu treten, so gut ich kann.

Ich habe Jahre gebraucht, um die Änderung in meinem Verhalten nach dem Nahtoderlebnis zu verstehen und ich erinnere mich immer mehr daran und denke weiter darüber nach und versuche zu behalten, was ich gelernt habe. Zuerst war ich allein mit meinen Erfahrungen.  Ich war auf dieser wunderbaren Reise gewesen, hatte großes Wissen und  Erkenntnisse erworben und verstand so vieles, aber da war auch die Unfähigkeit es adäquat auszudrücken (auch heute bemühe ich mich sehr), das Unverständnis gehört  zu werden  und mich richtig zu verstehen. Deshalb versuchte ich alles zu unterdrücken. Dann erzählte mir ein befreundeter Soziologieprofessor von einem Buch von Kübler-Ross.  Als ich das Buch las, veränderte sich mein Bewusstsein und ich verspürte eine große Erleichterung, dass ich nicht allein war. Ich konnte nicht glauben, dass es Ähnlichkeiten zwischen meinem Erlebnis und dem anderer geben könnte.  Ich wollte mehr lernen. Ich belegte eine Vorlesung über “Tod und Sterben” in der Annahme, dass ich eine sichere Gelegenheit hätte, über alles offen zu sprechen. Als ich eine Arbeit über mein Nahtodeserlebnis verfasste, glaubte mein Studienleiter, dass das, was ich erfahren hätte “Halluzinationen” gewesen sein, die auf eine Überdosis von Tabletten zurückzuführen seien.

Es dauerte noch viele Jahre bevor ich Freunde hatte, die wussten, dass ich ehrlich, verlässlich und glaubwürdig war- Freunde, denen ich meine Geschichte anvertrauen konnte. Diese Freunde ermutigten mich, mehr darüber zu sprechen, andere Bücher über Nahtoderlebnisse zu lesen und all das zu integrieren, was ich während meines Lebens dazugelernt hatte.

Es hat Zeiten gegeben als mich die Schwierigkeiten, die ich in meinem Leben erlebt habe, derart überwältigten, dass ich Gott bat, mir zu erlauben, zu ihm zurückzukehren. Ich habe um den Tod gebetet, um die Möglichkeit diese wunderbare Erfahrung nochmals zu machen. Ich habe mich gefragt, warum ich die Chance hatte, zu erkennen, wie herrlich das Leben nach dem Tod ist, zumal eine der Folgen ein Nachlassen des Willens zu leben war.  Aber ich habe begriffen, dass das Wissen um die bedingungslose Liebe und die Erfahrung  einer solchen Zufriedenheit und die Erinnerung an eine solche Schönheit und einen großen Frieden den Sinn haben, dass ich die Gelegenheit habe, dieses mein Erlebnis hier und jetzt einzubringen und vielleicht anderen zu helfen zu verstehen. Ich brauche also nicht bis zum Tod zu warten. Ich habe die Erinnerungen, die mein Leben hier bereichern können. 

Soviel hat sich geändert in den letzten 20 Jahren, seitdem ich vom Leben nach dem Tod “gekostet” habe und ich bin mir gar nicht sicher, welche Veränderungen das Ergebnis des Erlebnisses sind und was einfach ein Teil des Erwachsen- und- Reiferwerdens ist. Ich glaube, dass ich obwohl ich die Hälfte meines Lebens damit verbracht hatte, meine Erinnerungen an meinen Tod zu unterdrücken, ich davon trotzdem noch heute geprägt bin.

Damals

Jetzt

Ich war religiös und hatte viele offene Fragen. 

Ich bin tief spirituell und habe viele Antworten. 

Ich hatte schreckliche Angst vor dem Tod und vor dem Sterben.  

Mein Trost im Sterbeprozess wird sein, dass ich die Freiheit, den Trost und die FREUDE kenne, die mit dem Tod einhergehen. 

Meine Migräne Kopfschmerzen prägten mein Leben. Ich war abhängig von Medikamenten.

Ich kontrolliere meine gelegentlichen Migräneanfälle. Das einzige Medikament, das ich nehme ist Tylenol.

Ich kämpfte ständig mit einer mangelhaften Selbsteinschätzung.

Ich bin kreativ, unabhängig und bin stolz auf meine Erfolge.

Viele meiner Beziehungen zu Familienmitgliedern und ehemaligen Freunden scheiterten.

Ich habe großen Spaß an meinen guten Beziehungen mit meinen Freunden und ich verstehe mich ausgezeichnet mit meinen Eltern.

“Wer bin ich?” hatte sehr viel mit meinen Karrierechancen  zu tun.

„Wer bin ich?“ bedeutet in erster Linie für mich, wie stehe ich zu Gott, zu meiner Familie und zu meinen Freunden.

Es war für mich notwendig meine Ziele und die Richtung zu kennen, damit ich einen Sinn in meinem Leben erfahren konnte.

Ich habe einen Sinn im Leben. Ich brauche nicht zu wissen, was ich noch zu vollenden habe.

Ich mühte mich mit den Härten des Lebens ab.

Es gibt eine Menge Dinge, für die es sich lohnt zu leben. Ich spüre zwar noch immer etwas Druck, aber ich kann besser damit umgehen.

Vor einigen Jahren fragte mich eine Freundin: “Wenn du wieder die Möglichkeit hättest, würdest du über die Mauer klettern?” Ohne zu zögern antwortete ich: “Auf jeden Fall!” Sie sagte: “Du würdest alles verlassen, was du jetzt hast?”, “Ja, das würde ich.” antwortete ich.  “Das bedeutet nicht, dass ich meine Kinder, meinen Mann, meine Eltern und alle meine Freunde verlassen möchte, aber ich bin so weit, dass ich die Chance, die ich bekam, zu schätzen wusste und wenn die Zeit gekommen ist, wird dieses überwältigende Gefühl des Friedens für mich da sein.”